Frau in London wählt Kleider aus in einem Laden

BEI NEBENWIRKUNGEN RICHTIG HANDELN UND DEINE LEBENSQUALITÄT ERHALTEN

Neuere und innovative HIV-Medikamente bieten mittlerweile jedem HIV-positiven Menschen die Chance auf eine individuelle und möglichst nebenwirkungsarme Therapie, damit die Lebensqualität erhalten bleibt. In den 1990er Jahren führten die ersten Medikamente zur Therapie der HIV -Infektion häufig noch zu starken Nebenwirkungen und Menschen mit HIV waren oft durch diese sichtlich gezeichnet. So verursachten bestimmte HIV-Medikamente beispielsweise starke Durchfälle, die im Alltag die Lebensqualität einschränkten, andere Medikamente wiederum führten zu einer Umverteilung des Fettgewebes. Diese Zeiten liegen glücklicherweise hinter uns.

In den letzten 20 Jahren wurden nicht nur zahlreiche neue Wirkstoffe und Wirkansätze entwickelt, sondern auch eine Vielzahl an verschiedenen innovativen Therapieoptionen, Darreichungsformen und Kombinationsmöglichkeiten. Wirkstoffe mit erheblichen Nebenwirkungen wurden mittlerweile abgelöst durch wirksamere und verträglichere Medikamente. Sie bieten heute jedem HIV-positiven Menschen die Chance auf eine individuelle und möglichst nebenwirkungsarme Therapie.

Was sind Nebenwirkungen?

Wie bei allen Arzneimitteln können auch bei HIV-Medikamenten unerwünschte Wirkungen – im allgemeinen Sprachgebrauch meist schlicht Nebenwirkungen genannt – auftreten. Welches Medikament am besten vertragen wird, ist individuell unterschiedlich und jeder Mensch reagiert anders. So kann es vorkommen, dass das gleiche Medikament von einer Person gut vertragen wird, ein anderer Mensch jedoch spürt Nebenwirkungen. Das KANN passieren, muss aber nicht sein.

Generell wird zwischen zwei verschiedenen Arten unerwünschter Wirkungen unterschieden: akute Nebenwirkungen und Langzeitnebenwirkungen. Akute Nebenwirkungen treten meist in den ersten Wochen der Medikamenteneinnahme auf, also kurz nach Beginn der Therapie oder einem Wechsel der HIV-Medikamente. Akute Nebenwirkungen können beispielsweise anhaltende Kopfschmerzen, eine veränderte Schlafqualität oder Magen-Darm-Beschwerden sein. Langzeitnebenwirkungen hingegen machen sich in der Regel erst nach Monaten oder Jahren bemerkbar. Sie können sich langfristig unter anderem auf den Stoffwechsel oder die Funktion von Organen auswirken: Eine kontinuierliche Gewichtszunahme oder eine Abnahme der Nierenfunktion können dann – je nach Medikament – die Folge sein.

Eine Frau sitzt lachend am Küchentisch und hält ein Brot in der Hand

Da die HIV-Therapie meist aus zwei oder mehr verschiedenen und miteinander kombinierten Wirkstoffen besteht, ist es nicht immer einfach herauszufinden, welcher Wirkstoff in der Therapie oder der Tablette für eine möglicherweise aufgetretene Nebenwirkung verantwortlich ist. Denn jeder Wirkstoff für sich kann potenziell zu einer Nebenwirkung führen. Daher ist es hilfreich zu wissen, welche und wie viele Wirkstoffe sich in der eigenen Therapie oder der Tablette befinden.

Was KANNST DU TUN, wenn es zu Nebenwirkungen kommt?

Das Ziel jeder HIV-Therapie ist die erfolgreiche Unterdrückung der Viruslast bei gleichzeitig guter Kurz- und Langzeitverträglichkeit. Daher braucht es Therapien, die unabhängig von der Anzahl der Wirkstoffe das Erreichen dieser Ziele ermöglichen, ganz nach dem Motto „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“. Es ist also auch wichtig, die Belastung des eigenen Körpers sowie die Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen durch die Therapie so gering wie möglich zu halten, damit auch die eigene Gesundheit und Lebensqualität bestmöglich erhalten bleibt. Insbesondere im Hinblick auf eine lebenslange Therapie ist es ratsam, sich nicht nur vor Beginn der ersten Therapie, sondern auch während einer laufenden Therapie mit der Verträglichkeit der Medikamente zu beschäftigen. So kann man als mit HIV lebende Person schon früh einer gesundheitlichen Belastung des eigenen Körpers entgegenwirken.

WENN es während einer HIV-Therapie doch zu möglichen Nebenwirkungen kommt, dann gilt es für HIV-positive Menschen genau auf den eigenen Körper zu achten und die Signale des Körpers im Blick zu halten: Hat sich durch die Einnahme meine Stimmung verändert? Habe ich zugenommen, ohne dass ich anders esse oder mich weniger bewege? Schlafe ich schlechter? Solche Signale oder Veränderungen sollten nicht einfach ignoriert werden, denn Nebenwirkungen können die Lebensqualität einschränken und mental belasten. Auch sollte kein HIV-positiver Mensch Nebenwirkungen der HIV-Therapie stillschweigend ertragen müssen, nur weil man HIV-positiv ist und sich möglicherweise deswegen schämt.

In jedem Fall gilt: Sollte eine mögliche Nebenwirkung auftreten, ist es wichtig, offen mit seinem/r Ärzt*in darüber zu sprechen und auf keinen Fall die Therapie selbstständig abzusetzen oder zu unterbrechen. Gemeinsam im Gespräch mit dem/r Ärzt*in lässt sich herausfinden, ob die Ursache in der HIV-Therapie liegt und was dagegen unternommen werden kann.

Vielleicht wird dann ein/e Ärzt*in in einer solchen Situation auch einen Medikamentenwechsel als Lösung empfehlen. Angst vor einer Umstellung der Medikamente braucht kein Mensch, der mit HIV lebt, zu haben. Heutzutage gibt es glücklicherweise eine Vielzahl von anderen Medikamenten und Therapieoptionen, mit denen weiterhin eine erfolgreiche und wirksame Therapie möglich ist – nur eben mit einer individuell besseren Verträglichkeit. So können sich Menschen mit HIV auch trotz eines Medikamentenwechsels eine hohe Lebensqualität und langfristig Gesundheit erhalten.

Nebenwirkungen vermeiden und die EIGENE Lebensqualität verbessern

Für jeden Menschen mit HIV ist es wichtig, dass durch die lebenslange HIV-Therapie die eigene Lebensqualität nicht durch Nebenwirkungen eingeschränkt wird. Daher empfiehlt es sich, offen mit dem/r Ärzt*in über mögliche Nebenwirkungen der Medikamente zu sprechen, um gemeinsam eine geeignete Therapie zu finden, die gut verträglich ist und die Lebensqualität erhält. Selbst wenn eine Therapie gut funktioniert, aber nicht mehr dem heutigen Standard der HIV-Therapie entspricht, lohnt es sich diese zu hinterfragen und das Gespräch mit dem/r Ärzt*in zu suchen. Denn innovative Therapien können im Vergleich zu älteren Medikamenten viele Vorteile bieten und damit einen positiven Einfluss auf die eigene Lebensqualität haben.