Warum der/die richtige Ärzt*in so wichtig für dich ist
Die Suche nach einem/r Ärzt*in, der/die gut zu einem passt, kann man ziemlich gut mit der Suche nach einem/r passenden Friseur*in vergleichen: Man entscheidet sich dabei nicht gleich für die erstbeste Möglichkeit, sondern probiert erst einmal verschiedene aus, bevor man eine langfristige Entscheidung trifft.
Denn wie bei Friseur*innen muss auch bei HIV-Schwerpunktärzt*innen nicht nur die Fachkompetenz stimmen, auch auf der Beziehungsebene sollte eine gewisse Sympathie zwischen dir und deinem Gegenüber vorhanden sein. Schließlich werden regelmäßige Termine bei diesem/r Ärzt*in nun ein Teil deines Lebens sein und in den Gesprächen wirst du dabei teils sehr persönliche Dinge aus deinem Alltag mit ihm/ihr teilen.
Die „,richtige“ Wahl treffen
Bei der Arztwahl kann es daher auch hilfreich sein, sich Empfehlungen aus dem Freundeskreis, von Bekannten oder auch aus dem Internet einzuholen. Vielleicht hast du ja in deinem Umfeld HIV-positive Freund*innen, die selbst eine/n Ärzt*in haben, mit dem/der sie sehr zufrieden sind? Oder die Mitglieder aus einer lokalen Selbsthilfegruppe sind alle in der gleichen Praxis, weil sie so begeistert sind?
Nicht zuletzt sind bei der Wahl natürlich praktische Aspekte wie die Lage, Erreichbarkeit oder die Dauer der Anfahrt relevant. Es gibt Menschen, die nehmen für den/die für sie „richtige/n“ Ärzt*in auch einen längeren Anfahrtsweg in Kauf, obwohl die örtlich nächstgelegene Praxis sogar direkt bei ihnen ums Eck wäre.
All das sind wichtige Punkte, die natürlich auch in die Entscheidung mit einfließen. Letztendlich ist es aber gut, wenn du dir den/die Ärzt*in aussuchst, der/die von deinem Gefühl her am besten zu dir persönlich passt und so deine „richtige“ Wahl ist.
Offen über deine eigenen Bedürfnisse sprechen
Wenn du für dich den/die richtige/n Ärzt*in gefunden hast und du dich mit ihm/ihr wirklich wohlfühlst, dann ist damit bereits ein großer Schritt geschafft. Das Wohlfühlen ist so wichtig, weil du mit deinem/r Ärzt*in offen über alles sprechen können solltest. Wenn du in deinem Leben Veränderungen bemerkst, sich deine Bedürfnisse ändern oder dich etwas bezüglich deiner HIV-Therapie beschäftigt, dann ist er/sie deine erste Ansprechperson und sollte ein offenes Ohr für dich haben.
Manche Menschen wünschen sich im Arztgespräch, dass sie über all das, was sich in ihrem persönlichen Alltag abspielt, sprechen können. Andere wiederum möchten mit ihrem/r Ärzt*in auch ganz selbstverständlich über Sorgen und Ängste reden, die sie bewegen. Es gibt aber auch Menschen, die einfach nur das Nötigste mit ihrem/r Ärzt*in teilen möchten und den regelmäßigen Termin nur zum Check ihrer Laborwerte und dem Abholen der Rezepte wahrnehmen. Hier gibt es weder richtig noch falsch. Falls es dir allerdings schwerfällt, offen mit deinem/r Ärzt*in zu sprechen, kannst du dich selbst fragen, woran das liegen könnte.
Sensible Themen ansprechen
Ein gutes Verhältnis zu deinem/r Ärzt*in macht es vor allem leichter, wenn es um deine ganz persönlichen Bedürfnisse, Herausforderungen im Umgang mit deiner HIV-Therapie oder auch um sehr sensible und intime Themen geht. Auch wenn ein Thema dir im ersten Moment vielleicht unangenehm erscheint, kann es wichtig sein, darüber ganz offen zu sprechen. Halte dir vor Augen, dass dein/e Ärzt*in viele Menschen mit HIV betreut und sensible Themen zu besprechen zu seinem/ihrem Alltag gehören – also kein Grund sich zu schämen, wenn es mal thematisch etwas intimer wird.
Ein gutes Beispiel hierfür ist der Substanzgebrauch, wie etwa der gelegentliche oder auch regelmäßige Konsum von Partydrogen. Bestimmte Substanzen können dabei mit deiner HIV-Therapie wechselwirken, daher sollte dein/e Ärzt*in Bescheid wissen. Denn so könnt ihr gemeinsam die für dich und deinen aktuellen Lebensentwurf passende Therapie auswählen.
Auch die Einstellung zur eigenen Sexualität kann eines dieser intimen Themen sein. Vielleicht hast du vor kurzem jemanden kennengelernt und machst dir Gedanken, wie du ihm/ihr am besten von deiner HIV-Infektion erzählen kannst? Oder du hast deinem/r neuen Partner*in bereits davon erzählt und diese/r hat nun Fragen zur Therapie und wie sich HIV auf das gemeinsame Sexualleben auswirkt? Dein/e Ärzt*in kann dir hier wertvolle Hilfestellung leisten, indem er/sie zum Beispiel anbietet, deine/n Partner*in einfach mal zum nächsten Termin mitzubringen.
Ärzt*innen können dich unterstützen
Ein weiterer Vorteil einer guten Beziehung und dem offenen Austausch mit deinem/r Ärzt*in über deine Bedürfnisse ist, dass er/sie dich mit wertvollen Tipps und Ansprechpartner*innen unterstützen kann. Diese Verweisungskompetenz – das bedeutet, dass dein/e Ärzt*in dich gezielt an andere Hilfsangebote weiterverweisen kann – ist sehr hilfreich.
Wenn du dich beispielsweise niedergeschlagen fühlst und unter psychischer Belastung stehst, weil dir der Umgang mit deiner HIV-Infektion schwerfällt, dann kann dein/e Ärzt*in dir hier ganz individuelle Unterstützungsangebote empfehlen, die gut zu dir und deiner aktuellen Situation passen. Durch die oft langjährige Erfahrung und vielseitigen Kontakte sind HIV-Schwerpunktärzt*innen meist sehr gut vernetzt und haben so immer eine passende Adresse parat.
Gemeinsam Lösungen finden
Wenn du den/die für dich richtige/n Ärzt*in gefunden hast und ihr eine gute Beziehung zueinander habt, wird es dir leichter fallen, Veränderungen in deinem Alltag oder Herausforderungen mit deiner Therapie offen anzusprechen. So könnt ihr gemeinsam Lösungen finden und die Therapie für dich wählen, die am besten zu dir und deinem Leben passt.