SO UNTERSTÜTZT DU DEINEN KÖRPER
Generell gilt: Alles, was dein Immunsystem stärker macht, unterstützt dich auch in deinem Leben mit HIV und der Therapie. Du hast eine ganze Reihe von Möglichkeiten, dich weiterhin fit zu halten. Diese basieren vor allem auf drei grundlegenden Bausteinen: ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung – zum Beispiel in Form von Spaziergängen oder Sport – und einer ausgewogenen, gesunden Ernährung.
Bewegung
Ausreichend Bewegung ist erwiesenermaßen wichtig für die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden. Es müssen dabei nicht unbedingt schweißtreibende Trainingseinheiten im Fitnessstudio oder der klassische Mannschaftssport sein. Auch ein ausgedehnter Spaziergang an der frischen Luft ist eine Art von Bewegung, mit der du deinem Körper (und deiner Seele) etwas Gutes tust. Wichtiger als deine körperlichen Leistungsgrenzen auszutesten ist es, dass du dich regelmäßig und mehrmals in der Woche bewegst – ideal sind ca. 150 Minuten pro Woche, wobei diese natürlich auch auf mehrere kleinere Etappen verteilt sein können.
Es ist gut, wenn du dabei auch immer wieder mal in einen Bereich kommst, in dem es ein wenig anstrengend wird. Ein guter Gradmesser hierfür ist gerade bei sportlichen Aktivitäten deine eigene Atmung: Du darfst ruhig spüren, dass du etwas schneller atmest, völlig außer Puste kommen brauchst du aber nicht. Es ist auch nicht nötig, dich selbst unter Druck zu setzen: Fang langsam an und gewöhne dich nach und nach an dein selbstgestecktes Bewegungsziel.
Damit es nicht nur bei guten Vorsätzen bleibt, solltest du dir eine Sportart aussuchen, die dir wirklich Spaß macht. Von Boxen bis Tai-Chi ist alles erlaubt – es sollte nur zu dir passen. Bei der Auswahl spielen auch deine Kondition und deine allgemeine körperliche Verfassung eine wichtige Rolle. Dein Sport kann dich durchaus etwas fordern, er sollte dich aber nicht überfordern.
Wenn du dir unsicher bist, ob eine bestimmte Sportart für dich geeignet ist, dann sprich deine/n HIV-Schwerpunktärzt*in darauf an. Er/sie kann dir sicher einen Rat geben, mit welcher Art von körperlicher Betätigung du deine Gesundheit und dein Immunsystem unterstützen kannst. Zudem bieten auch einige Beratungsstellen Gesundheitsangebote an – wie zum Beispiel Sportgruppen für Menschen mit HIV.
- Wichtig zu beachten, weil es immer auch ein Zuviel des Guten gibt: Gönne dir nach dem Training ausreichende Ruhezeiten, damit sich dein Körper zwischen den Sporteinheiten wieder erholen kann. Auch diese sogenannten Regenerationsphasen sind wichtig für deine Gesundheit. Es kommt hier wie so oft im Leben auf eine gute Balance an.
Ernährung
Eine gesunde Ernährung ist eigentlich gar nicht so kompliziert, wie man häufig vermutet. Sie sollte deinen Körper einfach ausreichend mit Energie sowie allen Nährstoffen versorgen, die er braucht. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: Es gibt drei sogenannte „Makronährstoffe“ (Kohlenhydrate, Fette und Proteine – Letztere werden auch „Eiweiße“ genannt) und zahlreiche „Mikronährstoffe“ (zum Beispiel unterschiedliche Vitamine und Mineralstoffe, wie Calcium oder Eisen). All diese Stoffe sollten in ausreichender Menge in deinem Speiseplan vorkommen.
Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es nicht nur den einen richtigen Weg – zum Glück, denn gerade auf dem Gebiet der Ernährung sind die Geschmäcker ja bekanntlich sehr verschieden. Ein paar grundlegende Dinge lassen sich allerdings festhalten:
- Achte darauf, dass du deinem Körper qualitativ hochwertige Nährstoffe zuführst. Es ist zum Beispiel gut, wenn du öfter mal zu Vollkornprodukten statt zu Brot oder Nudeln aus weißem Mehl greifst. Vollkornprodukte enthalten neben Kohlenhydraten, die deinen Körper mit Energie versorgen, auch noch viele wichtige Mineralstoffe. Für deine Versorgung mit hochwertigen Proteinen kannst du zum Beispiel unterschiedliche Hülsenfrüchte (wie Linsen, Bohnen oder Kichererbsen) essen. Diese sind deutlich gesünder als Fleisch und können sehr lecker zubereitet werden.
Der Ernährungskreis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) ist ein Beispiel für eine vollwertige Ernährung. Er zeigt auf einen Blick wie eine gesunde und ökologisch nachhaltige Ernährung aussieht. Er ist damit eine Art Wegweiser mit Beispielen für eine optimale Lebensmittelauswahl. Die Größe der Lebensmittelgruppe veranschaulicht dabei den Anteil an der Ernährung. Je größer eine Lebensmittelgruppe ist, desto mehr kann daraus gegessen werden. Empfehlenswert ist es, innerhalb der Gruppen die Vielfalt an Lebensmitteln zu nutzen und abwechslungsreich zu essen. Eine gesunde und umweltschonende Ernährung ist zu mehr als ¾ pflanzlich und knapp ¼ tierisch.
Abbildung: Ernährungskreis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung mit den sieben Lebensmittelgruppen (DGE- Ernährungskreis®, Copyright: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V., Bonn, Stand 2024)
Grundsätzlich sind frische und möglichst unverarbeitete Lebensmittel immer zu empfehlen, denn Fertigprodukte enthalten meist viele minderwertige Zutaten, häufig eine ganze Reihe von überflüssigen Zusatzstoffen – wie Konservierungsstoffe oder Geschmacksverstärker – und oft auch viel Fett, Salz und Zucker. Durch eine bunte Ernährung mit viel frischem Gemüse, Obst, Nüssen und Samen sorgst du dafür, dass dein Körper ausreichend mit Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen versorgt wird.
Super ist es natürlich, wenn du gerne selbst den Kochlöffel schwingst, denn so weißt du genau, was in deinen Gerichten enthalten ist und welche Qualität die verwendeten Lebensmittel haben. An erster Stelle steht, dass du dich mit deiner Ernährung wohlfühlst und Freude am Essen hast. Dabei sind auch kleine „Sünden“, wie ab und an zu naschen, völlig in Ordnung.
Im Hinblick auf HIV kann vor allem eine entzündungshemmende Ernährung vorteilhaft wirken. Diese basiert auf der Reduzierung entzündungsfördernder Lebensmittel – wie beispielsweise raffiniertem Zucker und fettreichen tierischen Produkten – sowie dem bewussten Einbau von entzündungshemmenden Lebensmitteln in die Ernährung. Diese Form der Ernährung setzt vor allem auf reichlich Gemüse, Obst, Beeren, Nüsse, Kräuter und Gewürze. Ein guter Tipp ist es außerdem, Sonnenblumenöl durch Raps- oder Olivenöl zu ersetzen.
Mit einer gesunden Ernährung kannst du dein Immunsystem stärken. Besonders in der kalten Jahreszeit kann es diese Unterstützung gebrauchen.
Für spezifische Ernährungskonzepte, wie beispielsweise „Paläo-Ernährung“, vegane Ernährung oder auch Sportler-Ernährung mit Proteinen und Mineralstoffen in hohen Mengen, bietet es sich an, mit einer Ernährungsfachkraft zu sprechen. Diese kann dich dabei unterstützen, deinen Nährstoffbedarf mit der von dir gewählten Ernährungsform bestmöglich zu decken.
Außerdem empfiehlt es sich, deine/n Schwerpunktärzt*in über deine Ernährungsweise auf dem Laufenden zu halten, denn diese/r kann mögliche Auswirkungen auf deine HIV-Therapie am besten beurteilen: Einige HIV-Medikamente können durch bestimmte Nahrungs- oder Nahrungsergänzungsmittel in ihrer Wirkung beeinflusst werden, zum Beispiel durch Grapefruitsaft, Johanniskraut oder hochdosierte Mineralstoffe wie Eisen, Calcium und Magnesium. Ob du darauf bei deiner Therapie achten musst, kann dir dein/e Ärzt*in oder Apotheker*in sagen.
- Johanniskraut kann sich oft auch in Beruhigungstees befinden, die man im Supermarkt oder in der Drogerie kaufen kann.
Falls du weitergehende Fragen zum Thema Ernährung hast, kannst du zum Beispiel eine individuelle Ernährungsberatung in Anspruch nehmen oder auch einen Kochkurs machen. Beides wird häufig von den lokalen Aidshilfen angeboten.
Schlaf
Viel zu wenig Beachtung findet häufig die Bedeutung des Schlafs für die körperliche und mentale Gesundheit. Schlaf ist lebensnotwendig und spielt zum Beispiel auch eine wichtige Rolle bei der Zellregeneration – dem automatisch im Körper ablaufenden Ersatz von alten Zellen durch neue. Im Schlaf bilden sich neue Nervenzellen, das Gehirn ist hochaktiv und verarbeitet im Traum die Erlebnisse des Tages und allgemeine seelische Belastungen. Auch viele Prozesse des Immunsystems laufen ab, während wir schlafen. Es kann daher gerade auch für Menschen mit HIV besonders wichtig sein, auf ausreichend und vor allem guten Schlaf zu achten.
Wie hoch der Schlafbedarf tatsächlich ist, ist individuell sehr verschieden. Manche Menschen brauchen täglich neun, zehn Stunden Schlaf, anderen reichen fünf oder sechs Stunden – das Mittelfeld liegt bei sieben bis acht Stunden pro Tag. Hier gilt es in sich hineinzuhorchen, um herauszufinden, wie lange die eigene Nachtruhe sein sollte, damit man am Morgen wirklich ausgeruht in den Tag starten kann.
Wichtig ist in jedem Fall eine gewisse Regelmäßigkeit im Schlafrhythmus. Natürlich ist es in Ordnung, wenn es auch mal spät wird und man dann weniger Schlaf bekommt, als eigentlich nötig wäre. Grundsätzlich empfiehlt es sich jedoch einen festen Rhythmus mit ausreichenden Schlafzeiten zu haben. Das Schöne an einer guten Schlafhygiene: Neben den eher längerfristigen positiven Effekten, wie der Stärkung des Immunsystems oder dem günstigen Einfluss auf das Körpergewicht, zeigen sich auch sofort erste Effekte: höhere Konzentrationsfähigkeit, mehr Energie und bessere Stimmung.
WAS GIBT ES ZU BEACHTEN?
Arbeitsplatz
Wenn du beispielsweise eine Ausbildung im Gesundheitsbereich beginnen möchtest oder dir Sorgen machst, ob du eine bestimmte Tätigkeit auch als HIV-positiver Mensch ausüben darfst, kannst du in der Regel beruhigt sein: Es gibt im Arbeitsrecht keine Vorschriften, die Menschen mit HIV den Zugang zu bestimmten Berufen verwehren. Als HIV-positiver Mensch kannst du also jeder Tätigkeit nachgehen, die du ausüben möchtest.
Christopher, ein Berater der Münchner Aidshilfe, spricht darüber, was für Menschen mit HIV im Arbeitsleben wichtig ist.
Es bleibt aber natürlich trotzdem die Frage, inwieweit es im Einzelfall sinnvoll sein kann, deine/n Arbeitgeber*in darüber zu informieren, dass du HIV-positiv bist. Ausführlichere Informationen dazu findest du im Abschnitt „Bist du verpflichtet, es zu sagen?“.
Versicherungen
Manche Versicherungen bieten Menschen mit HIV bestimmte Versicherungsarten (beispielsweise Risikolebensversicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherungen oder private Krankenversicherungen) entweder gar nicht an oder nur zu schlechteren Konditionen. Gut ist es natürlich, wenn du diese Versicherungen schon vor deiner HIV-Diagnose abgeschlossen hast. Wenn das nicht der Fall ist, kann es empfehlenswert sein, die Hilfe einer professionellen Finanzberatung in Anspruch zu nehmen.
Viele Beratungsstellen können dir einen Rat geben, an wen du dich hierzu wenden kannst und was beim Abschluss von Versicherungen besonders zu beachten ist. Einen Überblick über die verschiedenen Versicherungsarten und dazu, was HIV-positive Menschen dabei jeweils besonders beachten sollten, findest du auf dieser Seite der Deutschen Aidshilfe:
Falls du keine Krankenversicherung hast oder dir über deinen aktuellen Versicherungsstatus in Deutschland unklar bist, findest du bei den sogenannten Clearingstellen Unterstützung. Mehr dazu erfährst du hier auf der Seite der Deutschen Aidshilfe:
Diskriminierung
Auch heute kommt es immer wieder vor, dass Menschen mit HIV stigmatisiert und diskriminiert werden. Das widerspricht dem geltenden Recht, denn in Deutschland gibt es seit 2006 das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (häufig auch Antidiskriminierungsgesetz genannt), das einen umfassenden Schutz vor Diskriminierung bietet. Nähere Informationen hierzu findest du auf der Website der Deutschen Aidshilfe:
Die Erfolge der modernen HIV-Therapie und die Tatsache, dass das HI-Virus unter erfolgrei- cher Therapie nicht weitergegeben werden kann,1, 2 sind leider auch in vielen Bereichen des Gesundheitswesens noch nicht bekannt. Es kommt daher ausgerechnet dort immer noch zur Diskriminierung HIV-positiver Menschen.
So gibt es Ärzt*innen, die Menschen mit HIV nicht behandeln wollen oder ihnen nur Termine am Ende ihrer Sprechstunde anbieten – aus Sorge, dass sich der/die nächste Patient*in mit dem HI-Virus anstecken könnte, wenn davor keine gründliche Zwischenreinigung möglich war. Diese Sorge ist unbegründet, denn wie im Abschnitt „Übertragung von HIV“ geschildert besteht in Alltagssituationen wie einem Arztbesuch kein Risiko für eine Übertragung von HIV.
Genauere Erläuterungen dazu, was Stigmatisierung und Diskriminierung sind und in welchen Bereichen sie auftreten können, findest du im Abschnitt „Stigmatisierung und Diskriminierung begegnen“.
Solltest du Stigmatisierung ausgesetzt sein oder diskriminierendes Verhalten erleben – etwa beim Arztbesuch, im Krankenhaus, bei der Arbeit oder bei Behörden – musst du das nicht tatenlos hinnehmen. Der Abschnitt „Vorurteile abbauen“ hält einige Überlegungen dazu bereit, auf welche Weise der Diskriminierung HIV-positiver Menschen entgegengewirkt werden kann. Darüber hinaus kannst du auch konkrete Fälle von Diskriminierung melden. Näheres dazu erfährst du im Abschnitt „Diskriminierungen melden“.
Für weitere Informationen sowie für die Meldung von Diskriminierungen kannst du dich an die Deutsche Aidshilfe wenden, die hierfür eine eigene Kontaktstelle zur HIV-bedingten Diskriminierung eingerichtet hat:
Weitere rechtliche Fragestellungen
Es gibt noch weitere Bereiche, in denen es für HIV-positive Menschen wichtig sein kann, sich über die rechtliche Situation zu informieren. Einige Beispiele sind:
- Sozialrecht
Welche Kosten in Zusammenhang mit meiner HIV-Infektion übernimmt meine Krankenkasse? Welche wirtschaftliche Absicherung steht mir zu, wenn ich meinen Arbeitsplatz verliere? Habe ich Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis?
- Aufenthaltsrecht
Welche behördlichen Genehmigungen brauche ich als Migrant*in, um in Deutschland bleiben zu können?
- Strafrecht
Unter welchen Bedingungen kann die Übertragung von HIV strafbar sein?
Eine eingehende Beratung zu allen rechtlichen Fragen im Zusammenhang mit einer HIV-Infektion bekommst du bei HIV-Beratungsstellen. Zuvor kannst du dir auch selbst einen Überblick auf der Website der Deutschen Aidshilfe verschaffen:
DAS SOLLTEST DU BEIM VERREISEN BEACHTEN
Reisen öffnet den Blick für andere Länder und Kulturen und ist damit eine Bereicherung für unser Leben. In der Regel kannst du auch als HIV-positiver Mensch überall hinreisen. Damit deine Aufenthalte – sei es im Rahmen von geschäftlichen oder von Urlaubsreisen – so verlaufen, wie du es dir wünschst, gibt es allerdings ein paar Dinge zu beachten.
Reisen ins europäische Ausland sind in der Regel völlig unproblematisch. Bei Fernreisen kann dies unter Umständen anders aussehen. Es gibt Länder, die HIV-Positiven die Einreise verweigern oder den Aufenthalt nur für eine begrenzte Zeit gestatten. Hinzu kommt, dass in manchen Ländern Homosexualität gesellschaftlich nicht anerkannt ist oder homosexuelle Handlungen unter Strafe stehen. In einigen Ländern wiederum gilt ein generelles Verbot von ungeschütztem Sex für Menschen mit HIV – auch wenn ihre Viruslast dank erfolgreicher Therapie unter der Nachweisgrenze liegt.
Eine Übersicht über die weltweiten Reisebeschränkungen in Zusammenhang mit HIV findest du auf dieser englischsprachigen Website:
Die wichtigsten Bestimmungen zum Reisen mit HIV sind in dieser Broschüre zusammengefasst:
Unabhängig von solchen möglichen Einschränkungen gibt es auch eine Reihe von medizinischen und organisatorischen Fragen, die es bei der Planung deiner Reise zu klären gilt:
Brauchst du für dein Reiseziel spezielle Impfungen?
Falls die Zahl deiner Helferzellen niedrig ist, darfst du bestimmte Impfstoffe mit abgeschwächten Viren (zum Beispiel gegen Gelbfieber, Masern oder Röteln), die sogenannten Lebensimpfstoffe, nicht erhalten. Besprich mit deinem/r Ärzt*in, wie du dennoch einen ausreichenden Impfschutz erhalten kannst.
Kannst du deine HIV-Medikamente problemlos in dein Reiseziel mitnehmen?
Bitte deine/n Ärzt*in gegebenenfalls um eine Bescheinigung, in der steht, dass du die Medikamente aufgrund einer chronischen Erkrankung benötigst. HIV muss dabei nicht spezifisch benannt werden.
Ist es ratsam, eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung oder Reiseversicherung abzuschließen?
Im europäischen Ausland deckt in der Regel deine deutsche Krankenversicherung die Kosten für mögliche Behandlungen im jeweiligen Land ab. Wie es sich bei Fernreisen in nicht-europäische Länder verhält, solltest du rechtzeitig mit deinem/r Ärzt*in besprechen.
Besprich diese Punkte rechtzeitig, das heißt noch am Anfang der Planungsphase, mit deinem/r Ärzt*in. Bring dazu am besten auch deinen Impfausweis mit.
Und wenn’s dann endlich losgeht? Nimm dir auch noch auf den letzten Metern vor deiner Abreise etwas Zeit, um einige wichtige Dinge durchzuchecken:
Hast du ausreichend Medikamente für die gesamte Dauer der Reise eingepackt?
Es kann sein, dass deine Medikamente an deinem Reiseziel nicht ohne Weiteres verfügbar sind und du Probleme hättest, dir dort Nachschub zu besorgen. Nimm im Zweifel lieber etwas mehr mit – dann hast du einen Puffer, falls sich dein Aufenthalt ungeplant verlängert.
Wann musst du während der Reise oder nach der Ankunft deine Medikamente einnehmen?
Wenn es zu deinem Zielland eine Zeitverschiebung gibt, kann es – je nachdem, wie weit dein Reiseziel entfernt ist – etwas kompliziert sein, den Zeitpunkt zu bestimmen, wann du deine Medikamente während der Reise oder nach der Ankunft einnehmen musst. Dabei ist immer im Auge zu behalten, dass der Wirkstoffspiegel möglichst gleichmäßig bleiben sollte. Falls du dir hier unsicher bist, dann lass dir den Einnahmezeitpunkt von deinem/r Ärzt*in ausrechnen.
Hast du eine ausreichende Menge an Medikamenten ins Handgepäck gepackt?
Falls auf der Reise dein Koffer abhandenkommen sollte, ist es wichtig, dass deine Medikamente im Handgepäck so lange reichen, bis dein Koffer da ist oder du dir neue Medikamente besorgt hast. Um dir Nachfragen und Unannehmlichkeiten zu ersparen, ist es zudem ratsam, eine Bescheinigung deines/r Ärzt*in dabei zu haben, in der dein/e Ärzt*in dir bestätigt, dass du die im Handgepäck mitgeführten Medikamente aufgrund einer chronischen Erkrankung benötigst. HIV muss dabei nicht explizit genannt werden.
Ist deine Reiseapotheke ausreichend ausgestattet?
Frage am besten deine/n Ärzt*in oder Apotheker*in, welche Medikamente du neben deinen HIV-Medikamenten noch dabeihaben solltest.
Gibt es an deinem Reiseziel eine auf HIV-spezialisierte medizinische Anlaufstelle?
Für den Fall, dass während deiner Reise irgendwelche Probleme in Zusammenhang mit deiner HIV-Therapie auftreten, solltest du bereits im Vorfeld wissen, an wen du dich wenden kannst. HIV-Schwerpunktärzt*innen sind häufig auch international gut vernetzt; dein/e Ärzt*in kann dir deshalb hierzu möglicherweise wertvolle Hinweise geben.
Offenheit gegenüber dem/der Partner*in
Menschen mit HIV gehen individuell unterschiedlich mit ihrer Infektion um. Manchen hilft es, mit anderen Menschen darüber zu sprechen, manche behalten es lieber für sich. Es gibt aber einen Bereich, in dem Offenheit und Transparenz definitiv von Vorteil sind: In einer Partnerschaft. Hier ist es sinnvoll, jeweils angepasst an die individuelle Art der Beziehung gemeinsam zu definieren, auf welche Weise eine Übertragung von HIV und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen ausgeschlossen werden kann.
Das gilt insbesondere dann, wenn eine/r von euch HIV-positiv ist und der/die andere nicht. Offene Gespräche über HIV und andere sexuell übertragbare Erkrankungen helfen euch beiden, weiterhin gesund zu bleiben und ein besseres Verständnis für die Situation und die Bedürfnisse des Gegenübers zu haben. Ein weiterer Vorteil eines offenen Umgangs mit deiner HIV-Infektion innerhalb einer Partnerschaft ist, dass dein/e Partner*in dir die Unterstützung geben kann, die du brauchst.
Sollte dein/e Partner*in nicht HIV-positiv sein, kann ein gemeinsames Gespräch mit deinem/r Ärzt*in helfen, um herauszufinden, wie ihr gemeinsam eine Übertragung des HI-Virus vermeiden könnt.
Eins ist klar: in Alltagssituationen wie dem gemeinsamen Wohnen oder dem Teilen von Gläsern und Besteck kann HIV nicht übertragen werden. Dies kannst du im Abschnitt „Übertragung von HIV“ genauer nachlesen.
Zudem kann es sehr beruhigend sein zu wissen: Wenn du durch deine HIV-Therapie mit deiner Viruslast dauerhaft unter der Nachweisgrenze bist, kannst du HIV nicht an deine/n Partner*in weitergeben – auch nicht beim Sex ohne Kondom1, 2. Das heißt, eine konsequent durchgeführte und erfolgreiche HIV-Therapie ist nicht nur für dich gut, da sie dir langfristig deine Gesundheit und eine gute Lebensqualität erhält, sondern auch für deine/n Partner*in.
Um eine Übertragung des HI-Virus beim Geschlechtsverkehr zu vermeiden, habt ihr im Prinzip drei Möglichkeiten:
Beim Sex ein Kondom bzw. ein Femidom (das sogenannte „Kondom für die Frau“) verwenden – und zwar konsequent und korrekt. Wenn du bisher keine Erfahrung mit der Benutzung von Kondomen/Femidomen hast, dann lass dir von deinem/r Ärzt*in oder von Mitarbeiter*innen der Beratungsstellen erklären, wie Kondome/Femidome richtig angewendet werden, um einen sicheren Schutz vor einer HIV-Übertragung zu bieten.
Du kannst auf den sogenannten Schutz durch Therapie (kurz: TasP, englisch: Treatment as Prevention) setzen. Hierunter versteht man, dass dein/e Partner*in allein dadurch effektiv geschützt ist, dass du eine dauerhaft erfolgreiche Therapie gegen deine HIV-Infektion erhältst. Denn wenn du deine HIV-Medikamente regelmäßig nimmst, ist es möglich, die Viruslast, also die Anzahl der Viren in deinem Blut, so weit zu senken, dass sie unter der Nachweisgrenze liegt. Bist du „unter der Nachweisgrenze“, kannst du HIV nicht auf deine/n Partner*in übertragen – auch nicht beim Sex ohne Kondom.1, 2
Durch Anwendung der sogenannten Präexpositionsprophylaxe oder kurz PrEP. Hier schützt sich der/die HIV-negative Partner*in durch die vorbeugende Einnahme eines Medikaments. In bestimmten Fällen werden die Kosten für eine PrEP in Deutschland von den Krankenkassen erstattet. Falls du mit deiner Viruslast nicht unter der Nachweisgrenze bist, seht ihr die Verwendung der PrEP aber im besten Fall als sinnvolle Ergänzung zum Gebrauch von Kondomen und/oder Femidomen – zumal nur diese auch vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten schützen können.
- Bitte beachte: Die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von HIV kann noch von anderen Faktoren beeinflusst werden, wie etwa begleitenden Infektionen (zum Beispiel Syphilis) oder offenen Wunden im Genitalbereich. Wie hoch das Risiko im Einzelfall ist, klärt ihr am besten gemeinsam im Gespräch mit deinem/r Ärzt*in.
Weitere Details dazu, wie eine Weitergabe von HIV verhindert werden kann, findest du im Abschnitt Präventive Maßnahmen“.
Beim Dating darüber sprechen
Du siehst: Die Tatsache, dass du mit HIV lebst, bedeutet nicht, dass du deine Sexualität nicht mehr ausleben kannst oder Angst haben musst, das Virus an andere Menschen weiterzugeben. Es gibt viele einfache Wege, dies zu vermeiden. Dabei hilft, dass du mit den Menschen, mit denen du Sex hast, offen umgehst.
Falls es dir schwerfallen sollte, deine HIV-Infektion anzusprechen, oder du dir unsicher bist, wie du ein solches Gespräch anfangen kannst: Im Abschnitt „Wie sagst du es am besten?“ haben wir hierzu einige Anregungen für dich zusammengestellt.
Eines möchten wir an dieser Stelle aber hervorheben: Genau wie die Offenheit im Umgang mit deiner HIV-Infektion eine ganz individuelle Sache ist, so sind es auch die Reaktionen der Personen, denen du davon erzählst. Manche werden offener, einfühlsamer oder unterstützender reagieren, andere werden sich vielleicht eher verschließen oder über dieses Thema nicht sprechen wollen. Man kann nie pauschal sagen, wie dein jeweiliges Gegenüber auf die Information, dass du HIV-positiv bist, reagieren wird.
Das gilt auch für die Situation, die in Zusammenhang mit dem Ansprechen der eigenen HIV- Infektion für viele eine besondere Herausforderung darstellt: das Dating und die Suche nach einem/r neuen Partner*in. Viele nutzen hierfür heute Dating-Apps und Online-Partnerbörsen. Dabei stellt sich die Frage: Soll ich meinen HIV-Status gleich zu Beginn der Kontaktaufnahme offenlegen oder besser ein wenig damit warten? Hierauf gibt es keine allgemeingültige Antwort, denn beides ist mit Vor- und Nachteilen verbunden:
- Wenn du gleich am Beginn eines Chats oder sogar bereits in deinem Profil erwähnst, dass du HIV-positiv bist, ersparst du dir möglicherweise spätere Enttäuschungen, weil es mit Menschen, die generell keine/n HIV-positive/n Partner*in haben möchten, gar nicht zu einer tiefergehenden Unterhaltung kommen wird.
- Wenn du deinen HIV-Status erst etwas später offenlegst, erreichst du mehr Menschen, denn zusätzlich zu denjenigen, die dem Thema HIV gegenüber ohnehin offen eingestellt sind, bleiben unter deinen Kontakten auch Personen, die vielleicht noch keine genaue Meinung zu dem Thema haben – zum Beispiel weil sie bislang noch nicht gut über die Infektionswege und die heutigen Therapiemöglichkeiten von HIV informiert sind.
Wie du dich entscheidest, hängt letztlich von deiner persönlichen Einstellung ab und natürlich auch davon, welche Art von Beziehung du suchst: Soll es etwas Festes sein oder eher ein Abenteuer?
Es ist schwer vorherzusagen, wie potenzielle Partner*innen auf deine Offenheit reagieren. Wichtig ist dabei, dass du dich in deinen eigenen Erwartungen nicht zu sehr einengst. Du solltest darauf gefasst sein, dass es auch negative Reaktionen geben kann, wenn du beim Dating offen sagst, dass du HIV-positiv bist. Zurückgewiesen zu werden ist für niemanden angenehm. Aber es ist einfacher zu akzeptieren, wenn man sich auf diese Möglichkeit vorab schon vorbereitet hat und wenn diese Situation nicht erst zu einem Zeitpunkt eintritt, zu dem man bereits tiefere Gefühle entwickelt hat.
Kommt es dazu, dass jemand nach deiner Offenlegung deines HIV-Status den Kontakt abbricht, obwohl du davor eigentlich das Gefühl hattest, dass es ganz gut läuft, dann versuche das nicht weiter zu hinterfragen. Wenn du möchtest, kannst du deinem Gegenüber natürlich anbieten, ihm/ihr genauer zu erklären, was ein modernes Leben mit HIV heute eigentlich bedeutet und dass man mit einer erfolgreichen Therapie und einer Absenkung der Viruslast unter die Nachweisgrenze das Virus nicht mehr an andere weitergeben kann.1, 2 Geht dein Gegenüber darauf nicht ein, sind weitere Diskussionen meist sinnlos. Dann wartet der/die Richtige sicher woanders auf dich!
Die passende Verhütungsmethode finden
Wenn du HIV-positiv bist, kannst du unter erfolgreicher HIV-Therapie gesunde Kinder zeugen und zur Welt bringen. Der Gründung einer eigenen Familie steht somit nichts im Wege. Falls du das aber nicht oder noch nicht möchtest, gilt es zu überlegen, was es im Hinblick auf deine HIV-Infektion bei der Verhütung einer Schwangerschaft zu beachten gilt.
Zunächst einmal: Wenn du und dein/e Partner*in beim Sex Kondome oder Femidome als präventive Maßnahme benutzt, seid ihr damit natürlich auch vor einer ungewollten Schwangerschaft gut geschützt.
Die heutigen HIV-Therapien machen es jedoch möglich, die Viruslast so weit zu senken, dass auch HIV-positive Menschen Sex ohne Kondom oder Femidom haben können, ohne das HI-Virus dabei an ihre/n Partner*in weiterzugeben. Damit stellt sich auch die Frage nach der Verhütung neu:
Wenn du ein HIV-positiver Mann* bist, der Sex mit Frauen hat, gilt für dich das Gleiche wie bei einem HIV-negativen Mann: Die Möglichkeiten, dich selbst aktiv an der Verhütung einer Schwangerschaft zu beteiligen, sind zum einen die Nutzung von Kondomen und zum anderen die operative Durchtrennung der Samenleiter (Sterilisation). Deine Partnerin hat eine größere Auswahl an verschiedenen (hormonellen und nicht-hormonellen) Verhütungsmethoden und ist darin durch deine HIV-Infektion auch nicht eingeschränkt – das heißt, sie kann alle für Frauen gedachten Verhütungsformen nutzen.
Wenn du eine HIV-positive Frau* bist und eine Schwangerschaft vermeiden möchtest, dann ist die Situation etwas anders. Unter den hormonellen Verhütungsmitteln (Pille, Hormonimplantat, Dreimonatsspritze, Hormonspirale) gibt es einige Präparate, die sich weniger gut mit den HIV-Medikamenten vertragen. Das kann dazu führen, dass entweder die HIV-Therapie nicht mehr richtig wirkt oder dass kein sicherer Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft besteht.
Es ist daher empfehlenswert, dass du bei der Auswahl einer Verhütungsmethode auch mit deinem/r Gynäkolog*in offen über deinen HIV-Status sprichst, damit ihr gemeinsam herausfinden könnt, welche hormonelle oder nicht-hormonelle Verhütungsmethode für dich sicher und geeignet ist. Außerdem ist es wichtig, mit deinem/r Schwerpunktärzt*in offen über das Thema zu sprechen, denn er/sie kann dann prüfen, ob möglicherweise Wechselwirkungen der Verhütungsmethode mit deiner HIV-Therapie bestehen, die deren Wirksamkeit beeinträchtigen können.
Vielleicht ist es aber irgendwann so weit, dass eine Verhütung gar nicht mehr erwünscht ist – also du bzw. dein/e Partner*in ein Baby bekommen möchtet? Genauere Hinweise, was eine HIV-Infektion für einen bestehenden Kinderwunsch bzw. für Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit bedeutet, findest du im Abschnitt „Schwangerschaft“.
Substanzgebrauch während der HIV-Therapie
Die heutigen HIV-Therapien geben dir die Möglichkeit, dein Leben so zu führen, wie du es möchtest und deinen persönlichen Lebensstil unabhängig von deinem HIV-Status zu wählen und zu genießen. Vielleicht gehört für dich dazu auch der gelegentliche oder regelmäßige Gebrauch von Substanzen oder anderen Genussmitteln, wie zum Beispiel Alkohol. Dieser wird ebenso wie die HIV-Medikamente in Leber verstoffwechselt. Eine gesunde Leber ist essentiell, daher empfiehlt es sich, den Alkoholkonsum in Maßen zu halten. Wenn du wissen möchtest ob und welchen Einfluss Alkohol auf deine HIV-Medikamente hat, frage am besten einfach deine/n Ärzt*in.
Manche der sogenannten „Partydrogen“ (zum Beispiel Amphetamine, Liquid Ecstasy, Mephedron, Kokain, Ketamin, GHB, Cannabis – um nur die gängigsten Namen zu nennen) können Auswirkungen auf deine HIV-Therapie haben. Hier solltest du wachsam sein und darauf achten, den Erfolg deiner Therapie nicht aufs Spiel zu setzen.
Solche Substanzen sind genau wie HIV-Medikamente chemische Stoffe – und diese vertragen sich unter bestimmten Voraussetzungen schlecht miteinander. Es kann passieren, dass eine Mischung aus Partydrogen und HIV-Medikamenten unerwünschte psychische oder körperliche Reaktionen hervorruft.
Vor allem HIV-Medikamente und bestimmte HIV-Therapie-Kombinationen, die einen Protease-Inhibitor oder einen sogenannten Booster wie Ritonavir oder Cobicistat enthalten, blockieren für den Abbau von anderen Stoffen wichtige Enzyme in der Leber. Das führt dazu, dass parallel konsumierte Substanzen nicht normal abgebaut werden. Deren Konzentration im Blut erhöht sich und es kann zu verstärkten Wirkungen mit Verwirrtheit, Angst, Wut oder Halluzinationen kommen.
Abbildung: Schematische Darstellung zum Einfluss der HIV-Therapie auf den Abbau von gleichzeitig konsumierten Substanzen in der Leber
Gleichzeitig kann es auch sein, dass die konsumierten Substanzen den Wirkstoffspiegel der HIV-Medikamente – also die Menge der Wirkstoffe im Blut – beeinflussen. Wenn sie den Wirkstoffspiegel absenken, kann das zur Folge haben, dass die HIV-Therapie nicht mehr ausreichend wirkt und das HI-Virus sich wieder stark vermehren kann. Wenn sie den Wirkstoffspiegel anheben, können dadurch unerwünschte Wirkungen der HIV-Medikamente auftreten.
Unter dem Einfluss von Substanzen, wie den sogenannten Partydrogen, kommt es unter Umständen auch zu einem Verlust des Zeitgefühls und somit besteht die Gefahr, die Einnahme der HIV-Medikamente zu vergessen. Eine unregelmäßige Einnahme der HIV-Medikamente kann deren langfristige Wirksamkeit beeinträchtigen.
Ein weiterer Punkt, der nicht zu vernachlässigen ist: Der Gebrauch von Substanzen wie den oben genannten Partydrogen kann die Fähigkeit herabsetzen, rationale Entscheidungen zu treffen. Das kann unter Umständen dazu führen, sich selbst oder andere einem Risiko für HIV oder andere sexuell übertragbare Krankheiten auszusetzen. Es ist also in deinem Sinne, aber auch in dem der Menschen, mit denen du zu tun hast, einen kontrollierten und bewussten Umgang mit solchen Substanzen zu üben.
- Wichtig ist, im Gespräch mit deinem/r Ärzt*in offen und ehrlich zu kommunizieren, welche Substanzen du gelegentlich oder auch regelmäßig einnimmst. Nur dann kann er/sie mögliche Wechselwirkungen mit deinen HIV-Medikamenten beurteilen, dich richtig informieren und mit dir gemeinsam die Therapie finden, die am besten zu dir und deinem Leben passt, so dass sich beide Welten vereinbaren lassen.
Es braucht dir nicht peinlich sein, das Thema Substanzgebrauch anzusprechen. Dein/e HIV- Schwerpunktärzt*in hat mit großer Wahrscheinlichkeit schon vor dir Menschen mit HIV behandelt, die Fragen zu diesem Thema hatten. Auch über solch persönliche Themen kannst du sorgenfrei mit deinem/r Ärzt*in sprechen, denn diese/r ist hier natürlich an die ärztliche Schweigepflicht gebunden. Daher wissen sie meist gut Bescheid, welche Wechselwirkungen hier auftreten können. Sie möchten genau wie du die richtige Therapie für dich und deine aktuellen Bedürfnisse finden, und dazu brauchen sie alle relevanten Informationen.
Einige lokale Aidshilfen bieten eine spezielle Beratung für den „safer use“ von Substanzen sowie Programme zur Unterstützung von Substanzgebrauchenden an. Darüber hinaus kannst du dich auch selbst online informieren:
Genaueres zu den Wechselwirkungen zwischen Substanzen und HIV-Medikamenten erfährst du hier:
Nähere Informationen zu Partydrogen erhältst du hier:
Falls du mehr zum Gebrauch von Drogen allgemein, das heißt auch zum safer use von harten Drogen wie Heroin, wissen möchtest:
Rauchen ist ungesund – klar, das hat sich mittlerweile allgemein herumgesprochen. Für Menschen mit HIV stellt Rauchen jedoch einen besonderen Risikofaktor dar. In einer dänischen Studie4 aus dem Jahr 2014 wurde nachgewiesen, dass HIV-positive Raucher*innen (untersucht wurden dabei nur Personen, die eine Therapie gegen ihre HIV-Infektion erhalten haben) im Vergleich zu HIV-Positiven, die nicht rauchen, ein fast doppelt so hohes Sterblichkeitsrisiko haben. Unter den Todesfällen aufgrund von Aids-unabhängigen Krebserkrankungen war mehr als ein Drittel auf Lungenkrebs zurückzuführen. Dabei waren alle Menschen mit HIV, die an Lungenkrebs gestorben sind, Raucher*innen.
Auch das Risiko für andere Krebserkrankungen sowie für Herz-Kreislauf- und Lebererkrankungen steigt deutlich, wenn man als HIV-positiver Mensch raucht. Die Studie zeigte, dass das Rauchen die Lebenserwartung eines/r durchschnittlichen 35-jährigen HIV-positiven Raucher*in statistisch um acht Jahre verkürzt. Das Autorenteam der Studie zieht die Schlussfolgerung, dass HIV-positive Raucher*innen durch den Zigarettenkonsum mehr Lebensjahre verlieren als durch die HIV-Infektion an sich.
Doch es gibt in diesem Zusammenhang auch eine überaus gute Nachricht: Die Studie zeigte auch, dass HIV-positive Menschen, die mit dem Rauchen aufgehört haben, kein höheres Sterblichkeitsrisiko haben als solche, die noch nie in ihrem Leben geraucht haben. Das sollte ein guter Grund für dich sein, darüber nachzudenken, mit dem Rauchen aufzuhören und so die negativen Folgen des Rauchens für deinen Gesundheitszustand zu reduzieren. Damit trägst du dazu bei, deine Gesundheit zu schützen.
Es ist unbestritten, dass das nicht immer so einfach ist. Vor allem wenn du vielleicht schon viele Jahre geraucht hast. Lass dir deshalb dabei helfen. Dein/e Ärzt*in oder die Mitarbeiter*innen von Beratungsstellen können dir gute Tipps an die Hand geben, wie es dir gelingen kann, zum Wohle deiner Gesundheit zum Nichtraucher zu werden.
Hier ein paar allgemeine Empfehlungen fürs Aufhören mit dem Rauchen:
Setze dir ein klares Datum als Ziel fürs Aufhören
Das motiviert dich mehr als ein vages „Irgendwann“-Ziel.
Überlege dir, in welchen Situationen dein Verlangen nach einer Zigarette besonders groß ist
Dann kannst du diese Situationen erst mal vermeiden oder dir hierfür Alternativen zur Zigarette suchen.
Ernähre dich gesund und mach Sport
So vermeidest du eine Gewichtszunahme, wenn du nicht mehr rauchst.
Informiere dich gut über die negativen Folgen des Rauchens und den Nutzen des Aufhörens
Es steigert deine Motivation, wenn du genau weißt, warum es gut für dich ist, nicht zu rauchen.
Informiere dich auch über die Begleiterscheinungen der Rauchentwöhnung
Es ist gut, vorher zu wissen, dass als Folge des Nikotinentzugs Kopfschmerzen, Reizbarkeit, Ängstlichkeit und Stimmungsschwankungen auftreten können. Aber das geht vorbei!
Teste Nikotin-Ersatzprodukte
Nikotinhaltige Produkte wie Kaugummis, Hautpflaster, Nasensprays oder Lutschtabletten können dir beim Nikotinentzug helfen.
Nutze lokale Unterstützungsangebote oder Selbsthilfegruppen
Spezielle Rauchentwöhnungsprogramme oder der Austausch mit anderen Menschen, die gerade dabei sind, das Rauchen aufzugeben, können eine wertvolle Hilfe für dich sein.
Dem Älterwerden positiv begegnen
Durch die Erfolge der modernen HIV-Therapie werden Menschen mit HIV heutzutage glücklicherweise genauso alt wie Menschen ohne HIV. Das zeigt sich vor allem auch daran, dass in Deutschland mittlerweile fast die Hälfte der Menschen mit HIV über 50 Jahre alt ist. Damit kommen auf viele HIV-positive Menschen also genau die gleichen Themen und Umstände zu, wie sie für jeden anderen Menschen zutreffen, der älter wird.
Das Älterwerden wird in unserer Gesellschaft, die doch in vielen Bereichen stark auf Jugendlichkeit setzt, vielfach nur als unumgängliches Übel gesehen. Zu Unrecht, denn gerade das höhere Lebensalter hat nicht zu unterschätzende Vorteile, wie zum Beispiel mehr Lebenserfahrung, Gelassenheit und innere Ruhe. Zum Glück ändert sich hier in der allgemeinen Wahrnehmung gerade etwas, sodass die Erfahrung und die Fähigkeiten älterer Menschen heute zunehmend mehr wertgeschätzt werden.
Sieh dir hier Videos von anderen HIV-positiven Menschen an und erfahre, wie sie das Älterwerden mit HIV erleben oder ihrer Rente entgegenblicken:
Dennoch sehen sich gerade Menschen mit HIV beim Älterwerden häufig besonderen Herausforderungen gegenüber. Wenn sie im Laufe ihres Lebens kein unterstützendes soziales Umfeld aufbauen konnten, leben sie womöglich allein oder leiden im Alter unter Einsamkeit und Isolation.
Hinzu kommt, dass eine HIV-Infektion eine chronische Erkrankung ist, die zwar dank der modernen Therapien gut behandelt werden kann, für die es aber aktuell noch keine endgültige Heilung gibt. Das bedeutet zum einen, dass Menschen mit HIV lebenslang Medikamente einnehmen müssen, die wie alle anderen Medikamente auch unerwünschte Wirkungen haben können und auf lange Sicht den Körper zusätzlich belasten.
Andererseits löst das HI-Virus selbst im Körper durch die erhöhte Aktivität des Immunsystems eine chronische Entzündung aus, die mit den modernen HIV-Therapien zwar bestmöglich vermindert wird, aber nie völlig zum Verschwinden gebracht werden kann. Eine Entzündung ist nichts anderes als eine körpereigene Reaktion gegen einen „fremden“ Reiz, wie beispielsweise das HI-Virus. Da HIV ja auch mit einer HIV-Therapie nie vollkommen verschwindet, ist der Körper ständig mit diesem fremden Reiz beschäftigt – und das kann ihn langfristig gesehen schwächen und zur Entstehung anderer Erkrankungen beitragen.
Die Folge ist, dass Menschen mit HIV gegenüber HIV-negativen Menschen mit zunehmendem Alter mit höherer Wahrscheinlichkeit weitere gesundheitliche Herausforderungen haben, wie zum Beispiel zusätzliche Begleiterkrankungen. Diese weiteren gesundheitliche Belastungen können wiederum auch psychosoziale Auswirkungen mit sich bringen – im ungünstigsten Fall können sie beispielsweise zu Berufsunfähigkeit, Isolation oder psychischer Belastung führen.
Es kommt nicht selten vor, dass man sich als HIV-positiver Mensch bei gesundheitlichen Problemen im Alter fragt, ob diese auf Alterserscheinungen zurückgeführt werden können, HIV dabei womöglich eine Rolle spielt oder die Probleme sogar unerwünschte Wirkungen der HIV-Medikamente sind. Hier empfiehlt es sich, offen mit seinem/r Schwerpunktärzt*in zu sprechen, um gemeinsam herauszufinden, ob HIV oder die aktuelle Therapie bei den gesundheitlichen Problemen eine Rolle spielen. Denn auch im Alter muss man unerwünschte Wirkungen und eine Einschränkung der Lebensqualität nicht einfach hinnehmen, sondern kann gemeinsam mit dem/r Ärzt*in nach einer Lösung suchen, um sich eine hohe Langzeit-Lebensqualität zu erhalten.
Wie gesagt, diese Auswirkungen KANN das Älterwerden mit sich bringen – eine Zwangsläufigkeit besteht hier aber nicht. Und das ist der springende Punkt, denn es gibt eine ganze Reihe von Dingen, die du tun kannst, damit es nicht so weit kommt:
Nimm deine HIV-Therapie konsequent und regelmäßig ein, denn nur so bleibt dein Immunsystem stark und gut gerüstet, um den Anforderungen des Älterwerdens standzuhalten. Vielleicht hast du nach vielen Jahren der Einnahme deiner Therapie das Gefühl, es leid zu sein, oder du machst dir Gedanken um deren Langzeitauswirkungen. In diesem Fall solltest du das offen bei deinem/r Ärzt*in ansprechen und die Therapie auf keinen Fall selbstständig abbrechen.
Nimm regelmäßig deine Termine für Kontroll- und Vorsorgeuntersuchungen wahr. So kann dein/e Ärzt*in mögliche gesundheitliche Veränderungen frühzeitig erkennen und rechtzeitig geeignete Gegenmaßnahmen ergreifen.
Achte auf einen gesunden Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung, ausreichend Schlaf und guter Ernährung. Damit leistest du einen sehr wichtigen Beitrag, um dein Immunsystem auch beim Älterwerden leistungsfähig zu erhalten.
Besonders wichtig, um in guter mentaler Verfassung älter zu werden, sind soziale Kontakte. Baue dir ein stabiles soziales Netzwerk auf, das dich auch im Alter sicher trägt. Freunde sind das beste Mittel gegen Vereinsamung, sie bieten dir Unterstützung und schenken dir Lebensfreude.
Wenn du dir auch HIV-positive Freunde wünschst, dann schau dich gern bei den verschiedenen Gesprächsgruppen der HIV-Beratungsstellen oder den Selbsthilfeangeboten für Menschen mit HIV um. Die Chancen stehen gut, dass du hier jemanden findest, der auf deiner Wellenlänge liegt.
Eine Reihe wichtiger Denkanstöße rund um das Thema Älterwerden mit HIV bietet die Initiative #positivaltern. Dabei handelt es sich um ein Projekt, in dem sich HIV-positive Menschen in einem Video unter anderem zu Themen wie Alterserkrankungen, gesundheitsbewusstem Lebensstil, Pflegebedürftigkeit und Diskriminierung im Pflegewesen äußern. Sich als HIV-positiver Mensch bereits in jungen Jahren mit diesen Themen zu befassen, kann helfen, dem eigenen Älterwerden gelassen zu begegnen und sich die Lebensqualität auch im Alter zu erhalten.
Ebenso beinhaltet das Projekt eine interaktive Lernplattform zum Thema HIV im Alter, die speziell für Pflegekräfte in der ambulanten und stationären Betreuung von älteren Menschen konzipiert wurde. Die Zahl der Menschen mit HIV, die einen Platz in einer Pflegeeinrichtung suchen, steigt zunehmend und damit auch der Bedarf, Pflegekräfte entsprechend zu schulen. Ziel des Projekts ist es, Verständnis zu schaffen und vor allem Wissen zu vermitteln, um Diskriminierung vorzubeugen.
Durch Vorsorge die Gesundheit im Blick behalten
Die modernen HIV-Therapien haben Menschen mit HIV neben einer höheren Lebensqualität bei besserer Allgemeingesundheit vor allem eins gebracht: eine deutlich längere Lebenserwartung. Heute können Menschen mit HIV im Prinzip genauso alt werden wie Menschen, die nicht mit dem HI-Virus leben.
Das bedeutet natürlich, dass HIV-positive Menschen zunehmend mit den üblichen Beschwerden und Einschränkungen des Älterwerdens konfrontiert sind. Mit einem gesunden Lebensstil und einer HIV-Therapie, die den Körper möglichst wenig mit Langzeitnebenwirkungen belastet, lassen sich diese in vielen Fällen vermeiden oder die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens stark reduzieren.
Dennoch ist es wichtig, durch regelmäßige ärztliche Untersuchungen möglichen gesundheitlichen Veränderungen frühzeitig auf die Spur zu kommen, um diesen gezielt entgegensteuern zu können. Dies gilt für HIV-positive Menschen umso mehr, da die durch das HI-Virus bedingte chronische Entzündung im Körper zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bestimmte Krebserkrankungen ansteigen lässt.
Für Menschen mit HIV werden insbesondere folgende Kontroll- und Vorsorgeuntersuchungen empfohlen:
- Einmal jährliche Kontrolle des Augendrucks beim/bei der Augenärzt*in ab dem 40. Lebensjahr
- Einmal jährliche Vorsorgeuntersuchung beim/bei der Gynäkolog*in für HIV-positive Frauen
- Regelmäßige Krebsvorsorgeuntersuchungen beim/bei der HIV-Schwerpunktärzt*in und/oder für HIV-positive Männer beim/bei der Urolog*in
- Einmal jährliche Untersuchung auf sexuell übertragbare Krankheiten (z. B. Hepatitis, Syphilis, Tripper, Chlamydien) beim/bei der HIV-Schwerpunktärzt*in oder für HIV-positive Frauen beim/bei der Gynäkolog*in
- Bei Hautveränderungen Kontrolluntersuchungen beim/bei der Hautärzt*in
- Einmal jährliche Überprüfung des Risikos für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beim/bei der Hausärzt*in oder beim/bei der HIV-Schwerpunktärzt*in – für Männer ab 40 Jahren, für Frauen ab 50 Jahren
- Bei Risikofaktoren (z. B. Vitamin-D-Mangel, Einnahme von Cortison) regelmäßige Un- tersuchung der Knochendichte beim/bei der Hausärzt*in
- Einmal jährliche Kontrolluntersuchung beim/bei der Zahnärzt*in
Sprich am besten mit deinem/r Ärzt*in darüber, welche Kontroll- und Vorsorgeuntersuchungen für dich persönlich sinnvoll sind.
Darüber hinaus findest du auch in dieser Online-Broschüre der Deutschen Aidshilfe ausführliche Informationen zum Thema Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen bei einer HIV-Infektion:
Daneben gibt es aber auch einiges, was du selbst tun kannst, um Körper und Geist lange fit zu halten: gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, normales Gewicht, rauchfreies Leben, Alkohol nur in Maßen – um nur die wichtigsten Punkte zu nennen. Wer sich hiermit intensiver auseinandersetzt und die Grundlagen eines gesunden Lebensstils beherzigt, kann bereits auf diese Weise viele chronische Erkrankungen, insbesondere viele Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, vermeiden. Genauere Hinweise zu einer gesunden Lebensweise mit HIV findest du in den Abschnitten „Sport und Ernährung“ und „Genussmittel und Substanzgebrauch“.
Auch an Pflege denken
Menschen mit HIV können dank der modernen Therapiemöglichkeiten heute ein hohes Lebensalter erreichen. Diese erfreuliche Entwicklung bringt es mit sich, dass HIV-Positive genauso wie Menschen ohne HIV zunehmend in ein Alter oder in eine gesundheitliche Situation kommen können, in der sie sich nicht mehr selbst versorgen oder auf Unterstützung durch andere angewiesen sein könnten.
Um dieser Situation gut vorbereitet gegenüberzustehen, solltest du dir rechtzeitig überlegen, wie du im Alter leben möchtest. Heute stehen hierfür neben dem klassischen Alten- oder Pflegeheim in immer größerem Maße auch andere Wohn- und Betreuungsformen bereit – etwa betreutes Wohnen oder Senioren-WGs. Es ist gut, wenn du dir bereits in einer Lebensphase, in der diese Dinge vielleicht noch weit entfernt scheinen, Gedanken darüber machst, welche der zur Verfügung stehenden Wohnformen im Alter am besten zu dir passt.
- Schau dir rechtzeitig Einrichtungen an, die für dich infrage kommen. So kannst du dir ein Bild von den räumlichen Gegebenheiten, vom Betreuungsangebot und vom Tagesablauf der betreffenden Einrichtung machen, denn der persönliche Eindruck sagt hier meist mehr aus als eine Website oder eine Informationsbroschüre. Vereinbare hierfür doch einfach einen Besichtigungstermin, damit dir die Mitarbeiter*innen der Einrichtung alles in Ruhe zeigen können.
Als Mensch mit HIV solltest du bei der Auswahl einer späteren Pflege- und Betreuungseinrichtung auf bestimmte Aspekte dein besonderes Augenmerk richten. Hast du den Eindruck, dass hier ein tolerantes, wertschätzendes Klima herrscht? Oder spürst du eher Vorbehalte gegenüber Menschen mit HIV oder auch gegenüber homosexuellen oder queeren Lebensentwürfen?
Falls du offen mit deiner HIV-Infektion umgehst, wäre es hilfreich, deine/n Gesprächspartner*in beim Besichtigungstermin gezielt danach zu fragen, wie gut das Pflegepersonal über HIV informiert ist. Stelle dazu am besten konkrete Fragen, etwa wie wichtig der Einrichtung ein diskriminierungsfreies Umfeld ist und was sie dafür unternimmt, dass auch das Personal gut über HIV informiert ist. Wenn die Antworten hierzu auf eine unangemessene Angst vor HIV hindeuten oder nahelegen, dass es dem Pflegepersonal nicht bekannt ist, dass HIV in Alltagssituationen nicht übertragen werden kann, lässt das darauf schließen, dass es generell um das Wissen um HIV in dieser Einrichtung nicht gut bestellt ist.
Es ist sehr wichtig, dass die Menschen, die sich im Falle einer späteren Pflegebedürftigkeit um dich kümmern werden, gut über HIV Bescheid wissen. Unter anderem auch deshalb, weil sie es sein werden, die für dich deine Medikamente bereitstellen. Möglicherweise wirst du neben deinen HIV-Medikamenten weitere Medikamente gegen andere gesundheitliche Beschwerden einnehmen müssen, und dabei ist genau zu beachten, welche Medikamente gut miteinander kombiniert werden können und welche nicht – Stichwort Wechselwirkungen. Für eine ausreichende medizinische Versorgung ist es unerlässlich, dass das Pflegepersonal in der Lage ist, deine gesundheitliche Gesamtsituation im Blick zu behalten.
- Wenn du eine Einrichtung gefunden hast, die dir gefällt und in der du dir gut vorstellen könntest, eines Tages zu leben, solltest du nicht zögern, dich auf eine Warteliste setzen zu lassen. Für viele Alten- und Pflegeheime oder alternative Wohnformen für ältere und/oder pflegebedürftige Menschen besteht eine hohe Nachfrage. Mit einer rechtzeitigen Vormerkung sorgst du dafür, dass du später einen Platz in der Einrichtung deiner Wahl bekommst und nicht auf eine Alternative ausweichen musst, die dir vielleicht weniger zusagt.
Möglicherweise bist du aber auch in einer Situation, in der dir Angehörige – sei es dein/e Lebenspartner*in oder jemand aus deiner Familie – helfen wird, falls du irgendwann darauf angewiesen sein solltest. Auch dann ist es ratsam, sich frühzeitig zu informieren. Es gibt beispielsweise für die Pflege zu Hause eine ganze Reihe wichtiger Dinge zu beachten, von der Festsetzung einer Pflegestufe über möglicherweise nötige Umbaumaßnahmen in der Wohnung, die Beauftragung eines ambulanten Pflegedienstes bis hin zur Beantragung von Pflegegeld – um nur die wesentlichsten Punkte zu nennen.
Die Fragen, die es in Zusammenhang mit dem eigenen Alter und einer möglichen Pflegebedürftigkeit zu klären gilt, sind teilweise recht kompliziert, und sie gehören sicher auch nicht zu den Dingen, mit denen man sich am liebsten beschäftigt. Das sollte dich aber nicht davon abhalten, dich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen, denn andernfalls riskierst du, später nicht das Leben führen zu können, das du dir wünschst.
Und: Du bist mit diesen Fragen nicht auf dich allein gestellt. Bei den HIV-Beratungsstellen findest du kompetente Mitarbeiter*innen, die dich beraten und für spezielle Fragestellungen an die richtigen Stellen weiterverweisen können.
Referenzen:
- Eisinger RW et al. HIV Viral Load and Transmissibility of HIV Infection: Undetectable Equals Untransmittable. JAMA 2019 Feb 5; 321(5): 451–452.
- Leitlinien der European AIDS Clinical Society (EACS), Version 12.0, Stand Oktober 2023. https://www.eacsociety.org/guidelines/eacs-guidelines/eacs-guidelines.html.
- Positive Perspectives Survey. 2017 Data on File
- Helleberg M et al. Smoking and life expectancy among HIV-infected individuals on antiretroviral therapy in Europe and North America: the ART Cohort Collaboration. AIDS 28 (online edition). DOI: 10.1097/QAD.0000000000000540 (2014).
NP-DE-HVU-WCNT-220004 - Aug 2024