GEWISSHEIT GIBT SICHERHEIT – FÜR DICH UND ANDERE
Es ist immer gut zu wissen, was los ist – vor allem im Hinblick auf die eigene Gesundheit. Ein HIV-Test nimmt dir die Ungewissheit und gibt dir Sicherheit. Natürlich hofft man auf ein negatives Testergebnis. Aber sollte das Testergebnis doch positiv sein, dann erinnere dich daran: Auch mit HIV kann man ein gutes und langes Leben führen, sofern man baldmöglichst nach der Diagnose eine HIV-Therapie beginnt.
Indem du deinen HIV-Status kennst, übernimmst du nicht nur Verantwortung für deine eigene sexuelle Gesundheit, sondern auch für die der Menschen, mit denen du Sex hast. Nur wenn du von einer Infektion mit HIV oder auch einer anderen sexuell übertragbaren Krankheit weißt, kannst du etwas dagegen unternehmen. Auf diese Weise sorgst du sowohl für deine eigene Gesundheit als auch dafür, dass du die jeweilige Infektion nicht weiter überträgst.
Christopher, ein Berater der Münchner Aidshilfe, spricht darüber, warum Klarheit über deinen HIV-Status gut für dich und andere ist.
Einen HIV-Test zu machen kann dir Ruhe vermitteln und dir ein Gefühl der Befreiung geben. Denn: Auch wenn du versuchst, bewusst nicht an HIV zu denken, kann dich das Thema dennoch unbewusst beschäftigen und so im Hintergrund für ein permanentes Gefühl der Unsicherheit sorgen. Besser ist daher: Sorge für Klarheit, indem du dich – bei Bedarf regelmäßig– auf HIV oder andere sexuell übertragbare Erkrankungen testen lässt. Damit unternimmst du einen wichtigen Schritt für deine sexuelle und mentale Gesundheit und auch für die deiner Sexpartner*innen!
WANN SOLLTE ICH MICH TESTEN LASSEN?
IN WELCHEN SITUATIONEN EIN HIV-TEST EMPFEHLENSWERT IST
Nur ein Test kann eine HIV-Infektion sicher ausschließen. Je nachdem, wie sexuell aktiv du bist, schadet es auch nicht dich mehrfach, das heißt in regelmäßigen Abständen, testen zu lassen - natürlich immer ganz nach deiner eigenen Risikoeinschätzung. Deinen HIV-Status zu kennen, kann für deine sexuelle Gesundheit und ein entspanntes Ausleben deiner Sexualität nur von Vorteil sein. Welchen Sex und mit wie vielen Partner*innen du hast, spielt dabei keine Rolle.
Ein HIV-Test macht in den folgenden vier Fällen besonders Sinn:
Wenn Du ein aktives Sexualleben mit wechselnden Sexualpartner*innen führst. Je größer der Kreis der Personen ist, mit denen du sexuelle Kontakte hast, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich darunter auch jemand befindet, der oder die HIV-positiv ist. Es kann daher sinnvoll sein, dich in regelmäßigen Abständen (zum Beispiel alle sechs Monate oder einmal im Jahr) auf HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten testen zu lassen.
Wenn du vor Kurzem einen Risikokontakt hattest. Ein Risikokontakt kann beispielsweise ein gerissenes Kondom beim Sex mit einer Person sein, deren HIV-Status du nicht kennst. Welche Zeitfenster zwischen einem Risikokontakt und dem Durchführen eines Tests zu beachten sind, damit der Test ein aussagefähiges Ergebnis liefern kann, erfährst du ausführlich im nächsten Abschnitt zu den unterschiedlichen Testarten.
Wenn du Veränderungen an deinem Körper beobachtest, die dir nicht normal vorkommen. Aufmerksam solltest du sein, wenn du zum Beispiel einen unerklärlichen Gewichtsverlust bemerkst, häufig Durchfall hast oder unter Pilzinfektionen im Mund- und Rachenraum leidest. Diese Beschwerden könnten darauf zurückzuführen sein, dass dein Immunsystem durch eine HIV-Infektion geschwächt ist. Man nennt solche auf HIV hinweisenden Beschwerden „Indikatorerkrankungen“. Wenn du solche Veränderungen bei dir beobachtest, dann wende dich vertrauensvoll an eine/n Ärzt*in, um das abklären zu lassen. Genaueres zum Zusammenhang zwischen HIV-Infektion und Immunsystem erfährst du im Abschnitt „Phasen der HIV-Infektion“.
Mitunter wird eine HIV-Infektion am Anfang mit einer Grippe verwechselt, da die Symptome in der akuten Phase ähnlich sein können. Die häufigsten Anzeichen einer akuten HIV- Infektion, in der Reihenfolge angeordnet nach Aussagestärke, sind:
Abbildung: Darstellung der häufigsten Symptome einer akuten HIV-Infektion (modifiziert nach Hecht1)
Immer dann, wenn du ein Gefühl von Unsicherheit über deinen HIV-Status hast oder dir Gedanken machst, ob du dich vielleicht mit HIV infiziert haben könntest. Gewissheit zu haben ist immer besser als sich Sorgen zu machen.
Wenn du schwanger bist, solltest du ebenso einen HIV-Test machen. Sprich hierzu am besten mit deinem/r Gynäkolog*in.
Es gibt unterschiedliche Arten von Tests: Manche können bereits zwei Wochen nach einem Risikokontakt eine mögliche Infektion nachweisen, andere erst nach sechs oder zwölf Wochen eine HIV-Infektion ausschließen. Wann welcher Test ein zuverlässiges Ergebnis liefert, hängt also unter anderem davon ab, wann du eine Risikosituation erlebt hast. Wenn du herausfinden möchtest, welche verschiedenen Tests es gibt, wie sie funktionieren und was dabei zu beachten ist, findest du im nächsten Abschnitt eine Übersicht der einzelnen Testarten.
WIE FUNKTIONIEREN DIE TESTS?
Die Testarten
Bei einem HIV-Test handelt es sich häufig um einen sogenannten Antikörper-Suchtest. Das bedeutet, dass der Test nicht nach dem HI-Virus direkt sucht, sondern nach Antikörpern, die der menschliche Körper als Abwehrreaktion gegen die HI-Viren gebildet hat. Man bezeichnet den Antikörper-Suchtest auch oft als „Reaktivitätstest“ und meint damit: Ist dieser erste Test reaktiv (das heißt, das Testergebnis ist positiv und sagt damit aus, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit eine HIV-Infektion vorliegt), wird zur Sicherheit immer ein zweiter Test der sogenannte Bestätigungstest gemacht. Durch diesen Bestätigungstest, der stets mit einer anderen Methode durchgeführt wird, soll ein „falscher Alarm“ ausgeschlossen werden.
Abbildung: Schematische Darstellung zum Ablauf der HIV-Testung
Die fünf gängigsten Testmethoden sind:
HIV-Labortest: Hier wird bei einer Teststelle (zum Beispiel in einer Arztpraxis, beim Gesundheitsamt, einem Checkpoint oder bei einer regionalen Anlaufstelle der Deutschen Aidshilfe) Blut aus der Vene in der Armbeuge entnommen und an ein Labor geschickt. Das Ergebnis bekommst du normalerweise nach wenigen Tagen. Fällt der Test positiv aus, muss ein zweiter Labortest zur Bestätigung des Ergebnisses gemacht werden. Der HIV-Labortest kann frühestens zwei Wochen nach einem möglichen Risikokontakt nachweisen, ob man HIV-positiv ist. Ein zuverlässiges negatives Ergebnis, also eine sichere Bestätigung, dass man NICHT infiziert ist, ist jedoch erst sechs Wochen nach einem Risikokontakt möglich. Diese Zeitfenster zwischen Risikokontakt und Test sollte man im Hinterkopf behalten.
HIV-Schnelltest: Auch dieser Test wird bei einer Teststelle durchgeführt. Mit ein wenig Blut aus der Fingerkuppe hast du bereits nach einigen Minuten ein Ergebnis. Falls der Schnelltest positiv ist, muss auch hier das Ergebnis bestätigt werden, um ganz sicherzugehen. Dafür wird eine zweite Blutprobe ins Labor geschickt. Bis das Ergebnis dieses Bestätigungstests vorliegt, dauert es dann noch ein paar Tage. Der HIV-Schnelltest kann eine HIV-Infektion erst drei Wochen nach der möglichen Ansteckung nachweisen. Eine verlässliche Aussage, dass man NICHT infiziert ist, gibt der Schnelltest jedoch erst frühestens zwölf Wochen nach der Risikosituation.
HIV-Selbsttest: Der HIV-Selbsttest ist im Prinzip ein HIV-Schnelltest mit dem Unterschied, dass du ihn selbstständig bei dir zu Hause durchführen kannst und keine Teststelle dazu aufsuchen musst. Du bekommst ein HIV-Selbsttest-Set zum Beispiel bei einer Aidshilfe, in Apotheken und Drogerien oder du bestellst es im Internet. Um den Test durchzuführen, nimmst du nach einem Piks in eine Fingerkuppe ein wenig Blut ab und gibst es in eine Testvorrichtung. Nach einigen Minuten kannst du darauf das Ergebnis ablesen. Halte dich dabei genau an die Anleitung. Falls der Selbsttest positiv ausfallen sollte, muss auch dieses Ergebnis nochmals durch einen Labortest bestätigt werden. Dafür kannst du dich dann an eine der Teststellen wenden. Wie der HIV-Schnelltest kann der Selbsttest frühestens zwölf Wochen nach einem Risikokontakt sicher bestätigen, dass man NICHT mit HIV infiziert ist.
Einsendetest: Auch der Einsendetest (z. B. der Test von s.a.m health) wird von zu Hause aus durchgeführt allerdings mit ein paar Unterschieden gegenüber dem eben beschriebenen HIV-Selbsttest:
- Im Testangebot ist eine kompetente Beratung enthalten.
- Mit dem Einsendetest kann man sich nicht nur auf HIV, sondern auch auf andere sexuell übertragbare Krankheiten (Gonorrhö, auch bekannt als „Tripper“, Syphilis und Chlamydien) testen.
- Das Testergebnis wird nicht sofort zu Hause direkt am Test-Set abgelesen, sondern du entnimmst die Proben selbstständig und schickst sie danach an ein Labor. Dort werden die Proben dann genau untersucht. Dadurch liefert der Einsendetest ein zuverlässigeres Ergebnis als die Selbsttest-Sets, die du dir bei einer Aidshilfe, in Apotheken, Drogerien oder im Internet besorgen kannst.
- Mit dem Testservice hast du die Möglichkeit, dich bequem regelmäßig an einen Test erinnern zu lassen und dich erneut zu testen.
Das Ganze funktioniert so: Nach einer Registrierung im s.a.m health-Online-Portal und einem kurzen telefonischen oder persönlichen Beratungsgespräch mit einem/r s.a.m health-Berater*in erhältst du ein Test-Set diskret per Post zugeschickt. Dieses benutzt du zur Entnahme von Proben (Blut aus der Fingerkuppe, Urin und Abstriche) zu Hause und schickst diese dann in einem vorbereiteten Umschlag an das professionelle Partnerlabor. Bei negativen Ergebnissen (das heißt, wenn die Tests keine Hinweise auf das Vorliegen einer der getesteten Infektionen ergeben haben) erhältst du eine SMS mit dieser Information. Bei einem positiven Ergebnis (das heißt, wenn einer der eingeschickten Tests ergeben hat, dass eine Infektion vorliegt), wirst du um einen Rückruf gebeten. So hast du auch direkt eine Anlaufstelle, die dir die richtigen Ansprechpartner für eine Behandlung der nachgewiesenen Infektion nennen kann. Nach wahlweise drei, sechs oder zwölf Monaten wirst du dann erneut per SMS gefragt, ob du ein weiteres Test-Set zugeschickt haben möchtest. So kannst du dich diskret, bequem und regelmäßig um deine sexuelle Gesundheit kümmern.
PCR-Test: Anders als die vier zuvor beschriebenen Tests weist dieser Test keine HIV-Antikörper nach, sondern die HI-Viren selbst. Der PCR-Test wird meistens als Bestätigungstest verwendet, nachdem zuvor ein HIV-Antikörpertest ein positives Ergebnis gezeigt hat. Er kann auch zur Kontrolle eingesetzt werden, inwieweit eine bereits begonnene HIV-Therapie erfolgreich ist. Als weitere Möglichkeit kann der PCR-Test auch unmittelbar als erster HIV-Test (also anstelle eines Antikörper-Tests) genutzt werden – wogegen allerdings häufig die hohen Kosten sprechen. Der Vorteil dieses Tests ist, dass eine Infektion mit dem HI-Virus bereits zwei Wochen nach dem Risikokontakt nachgewiesen werden kann. Bei einem begründeten Risikoverdacht werden die Kosten für einen PCR-Test in der Regel von der Krankenkasse übernommen. Wer also offen mit seiner/m Ärzt*in über eine mögliche Risikosituation oder HIV-Infektion spricht, braucht die Kosten für den PCR-Test nicht selbst zu tragen.
Andere STD-Tests
STD („sexually transmitted diseases“) bedeutet auf Deutsch „sexuell übertragbare Erkrankungen“. Alternativ ist in diesem Zusammenhang auch von STI („sexually transmitted infections“, zu Deutsch „sexuell übertragbare Infektionen“) die Rede. Beide Bezeichnungen bedeuten dasselbe wie der ältere Begriff „Geschlechtskrankheiten“. Zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen zählen neben der HIV-Infektion unter anderem Hepatitis, Tripper (Gonorrhö), Syphilis, Chlamydien und Herpes.
Typische Symptome einer sexuell übertragbaren Erkrankung sind:
- Ausfluss aus der Scheide, der Harnröhre oder dem Rektum (Darm)
- Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen, Juckreiz
- Geschwüre, Bläschen, Knötchen oder Warzen an den Genitalien, am oder im Mund, in der Analregion oder an anderen Körperstellen
- Rötungen oder weißliche bis gelbliche Beläge im Mund, an den Genitalien oder in der Analregion
- Schmerzen und Schwellungen an den Genitalien
- Geschwollene Lymphknoten in der Leiste oder in der Umgebung von Geschwüren
- Ungewöhnliche Hautveränderungen, zum Beispiel nässende Stellen, Ausschläge, Rötungen
All diese Infektionen können durch einen Test bei dem/der Hausärzt*in, Frauenärzt*in oder Urolog*in nachgewiesen und anschließend entsprechend behandelt werden. Auch viele der Anlaufstellen, bei denen HIV-Tests durchgeführt werden können – Checkpoints, Aidshilfen, Gesundheitsämter – bieten zusätzlich Tests auf andere sexuell übertragbare Infektionen an. Eine weitere Möglichkeit ist der Einsendetest, der neben einem HIV-Antikörpertest auch eine Testung auf Tripper (Gonorrhö), Syphilis und Chlamydien beinhaltet.
Genauere Informationen zu sexuell übertragbaren Erkrankungen bietet diese Broschüre der Deutschen Aidshilfe:
Wenn du vermutest, dich mit einer anderen als den oben genannten sexuell übertragbaren Krankheiten angesteckt zu haben (dies könnten beispielsweise Pilzinfektionen oder Feigwarzen sein), dann sprich mit deinem/r Ärzt*in darüber. Je nach Infektion gibt es unterschiedliche Methoden, diese nachzuweisen. Manchmal reicht eine einfache Blickdiagnose, häufig wird allerdings ein Abstrich gemacht, eine Urinprobe getestet oder Blut aus einer Vene entnommen und im Labor untersucht.
Die meisten sexuell übertragbaren Erkrankungen sind glücklicherweise recht einfach zu behandeln und in der Regel heilbar. Voraussetzung ist natürlich, dass sie frühzeitig erkannt werden. Deshalb empfehlen sich regelmäßige Tests nicht nur auf HIV, sondern auch auf andere sexuell übertragbare Erkrankungen. Hierüber gut Bescheid zu wissen, gibt dir die Möglichkeit, deine Gesundheit und die deiner Sexpartner*innen zu schützen und deine Sexualität entspannt auszuleben.
Auch im Hinblick auf den Schutz vor sexuell übertragbaren Erkrankungen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Prävention. Das Kondom oder das Femidom können nicht nur vor HIV schützen, sondern auch vor der Infektion mit anderen STD, wie beispielsweise Tripper, Syphilis oder Chlamydien. Gegen Humane Papillomviren (kurz HPV) gibt es außerdem eine Impfung. Sprich hierzu am besten direkt mit deinem/r Ärzt*in.
WO KANN ICH MICH TESTEN LASSEN?
Bei Teststellen
Wenn du einen HIV-Test vor Ort machen willst, hast du die Wahl zwischen verschiedenen Anlaufstellen, sogenannten Teststellen: Bei Haus- oder auch Schwerpunktärzt*innen, beim Gesundheitsamt, bei den regionalen Stellen der Deutschen Aidshilfe („lokale Aidshilfen“) oder bei den sogenannten Checkpoints. Bei Letzteren handelt es sich um ein bewusst niedrigschwelliges Beratungs- und Testangebot von verschiedenen Organisationen, das du in vielen deutschen Städten findest.
In der Regel bieten Teststellen die Möglichkeit, sich gleichzeitig mit dem HIV-Test auch auf andere sexuell übertragbare Krankheiten (STD, englisch „sexually transmitted diseases“) testen zu lassen. Nähere Informationen zu den Tests auf andere sexuell übertragbare Krankheiten findest du im Abschnitt „Andere STD-Tests“.
In den meisten Teststellen – mit Ausnahme der Arztpraxen – werden die Tests anonym durchgeführt. Das heißt, dass du in den Einrichtungen keinen Namen nennen musst und das Ergebnis auch nicht in einer Akte festgehalten wird.
Bei den Gesundheitsämtern sind die Tests in der Regel kostenlos. In Arztpraxen sind sie nur dann kostenlos, wenn du eine Risikosituation bestätigst. Bei anderen Teststellen ist es unter- schiedlich – mal fällt eine Gebühr an, mal nicht. Du kannst dich bei deiner Entscheidung, wo du dich testen lassen willst, einfach danach richten, was dir selbst am wichtigsten ist – sei es gute Erreichbarkeit, möglichst geringe Kosten oder auch Diskretion und Anonymität. Im Zweifel kannst du die Internetseiten der unterschiedlichen Teststellen besuchen, um dich zu informieren, oder einfach direkt dort anrufen und dich persönlich erkundigen.
Hier findest du eine Liste der HIV-Teststellen in Deutschland:
Eine Liste der HIV-Schwerpunktärzt*innen findest du über die Webseite der dagnä (Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung HIV-Infizierter):
Christopher, ein Berater der Münchner Aidshilfe, erklärt, wo und wie HIV-Tests durchgeführt werden können.
Der HIV-Test für zu Hause ist ein Test, den du alleine durchführen kannst. Es gibt zwei Varianten:
Den HIV-Selbsttest, den du bei einer lokalen Aidshilfe, in Apotheken und Drogerien oder im Internet kaufen kannst. Du führst den Test selbstständig zu Hause durch und bekommst das Ergebnis nach wenigen Minuten angezeigt. Falls der Selbsttest positiv ausfallen sollte, muss das Ergebnis nochmals durch einen Labortest bei einer Teststelle bestätigt werden. Ein HIV-Selbsttest kann frühestens zwölf Wochen nach einem Risikokontakt sicher bestätigen, dass man NICHT HIV-positiv ist.
Daneben gibt es einen Einsendetest mit Laboranalyse (z. B. den Test von s.a.m health). Diesen bestellst du im Internet. Du bekommst dann ein Test-Set zugeschickt und entnimmst dir die Proben selbstständig zu Hause. Diese schickst du anschließend an ein Labor. Nachdem die Proben im Labor analysiert wurden, bekommst du innerhalb weniger Tage deine Ergebnisse per SMS mitgeteilt. Sollte einer der Tests eine Infektion nachweisen, wirst du per SMS um Rückruf gebeten, um die nächsten Schritte zu besprechen. Auch hier gilt in Bezug auf den HIV-Test: Sollte dieser positiv sein, muss ein weiterer Bestätigungstest in einer Teststelle gemacht werden, um ganz sicher zu sein.
Vorteil des HIV-Selbsttests ist, dass du das Ergebnis sofort vor dir hast. Allerdings ist dabei zu beachten, dass du erst nach dem Zeitfenster von zwölf Wochen zwischen Risikokontakt und Test ein sicheres negatives Testergebnis erhältst. Der Einsendetest dagegen hat den Vorteil, dass du gleichzeitig auch Tests auf andere sexuell übertragbare Infektionen durchführen und dich diskret beraten lassen kannst. Genauere Erläuterungen zum HIV-Selbsttest und zum Einsendetest findest du im Unterpunkt „Die Testarten“.
WARTEN AUF DAS TESTERGEBNIS
WIE DU MIT DER UNGEWISSHEIT UMGEHEN KANNST
Nach dem Test heißt es meist erstmal abwarten. Die Wartezeit bis zum Testergebnis kann einem dabei unendlich lang vorkommen – insbesondere dann, wenn man erst noch einige Wochen warten muss, bevor man den Test überhaupt machen kann. Denn um ein verlässliches Ergebnis zu erhalten, müssen zwischen der Risikosituation und dem Test je nach Art des Tests mehrere Wochen liegen. Viele machen sich in dieser Zeit des Wartens Sorgen oder haben Angst vor einem positiven Testergebnis. Damit musst du aber nicht alleine klarkommen.
Du kannst dir dazu Unterstützung in deinem persönlichen Umfeld holen und so dafür sorgen, dass du die Unsicherheiten, Zweifel und Ängste, die dich möglicherweise beschäftigen, nicht alleine ertragen musst. Oft hilft es dabei schon, die eigenen Sorgen beim Austausch mit einer Vertrauensperson auszusprechen, um sich ein wenig freier und gelassener zu fühlen. Vielen Menschen fühlen sich wohler, wenn sie eine vertraute Person aus ihrem persönlichen Umfeld bei sich haben, wenn sie einen HIV-Selbsttest machen, oder diese Person in die Teststelle mitnehmen, wenn sie ihr Testergebnis abholen. Der Vorteil ist, dass eine vertraute Person an deiner Seite dir Mut machen und dich notfalls auch auffangen kann, falls das Ergebnis nicht so ausfällt, wie du es dir erhofft hast.
Wenn dich interessiert, welche Gedanken andere Menschen beim Warten auf das Testergebnis hatten und wie sie ihre HIV-Diagnose bewältigt haben, kannst du dir hier Videos dazu ansehen:
Wenn du niemanden aus deinem Umfeld mit einbeziehen möchtest – oder du generell lieber professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen willst – dann kannst du dich auch an eine der vielen Beratungsstellen wenden, die dir in solchen Fällen zur Seite stehen. Neben dem etablierten Beratungsangebot der Deutschen Aidshilfe findest du auch bei der Caritas Unterstützung – sowohl persönlich in deiner Nähe als auch online. Auf der Internetseite der Aufklärungskampagne „Liebesleben“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung findest du eine Postleitzahlen-Suchfunktion sowie eine Karte mit deutschlandweiten Beratungsangeboten.
POSITIV ODER NEGATIV?
WIE ES WEITERGEHT, WENN DAS TESTERGEBNIS DA IST
Falls dein HIV-Test negativ ausfällt – das heißt KEINE HIV-Infektion nachgewiesen wurde – ist das natürlich erstmal eine sehr gute Nachricht. Möglicherweise wird dir ein Stein vom Herzen fallen. Die Freude und Erleichterung sollten für dich ein Ansporn sein, das Thema HIV weiterhin gut im Blick zu behalten und dich auch in Zukunft effektiv vor dem Virus zu schützen. Mittlerweile hast du dafür die Wahl aus drei unterschiedlichen Präventionsmethoden:
Die Verwendung von Kondomen beim Sex.
Die sogenannte Präexpositionsprophylaxe (PrEP).
Wenn dein/e HIV-positive/r Sexpartner*in erfolgreich behandelt und somit unter der Nachweisgrenze ist, bist du ebenfalls vor einer Infektion mit dem HI-Virus geschützt.2,3
Vielleicht motiviert dich deine positive Erfahrung auch, in Zukunft deine sexuelle Gesundheit durch folgende Tipps im Blick zu halten:
- Denk daran, dich weiter regelmäßig auf HIV testen zu lassen, sofern das im Hinblick auf deine Lebensumstände und dein individuelles Infektionsrisiko geboten scheint.
- Bitte deine/n Sexpartner*innen, sich ebenfalls testen zu lassen, damit sie ihren HIV-Status kennen.
- Ermutige deine Freunde und deine Familie, sich testen zu lassen, vor allem wenn sie ihren HIV-Status bislang nicht kennen.
Klar, wenn dein HIV-Test ein positives Ergebnis hatte – das heißt, wenn der Test (in einem zweiten Test, dem sogenannten Bestätigungstest) zeigt, dass eine HIV-Infektion nachgewiesen wurde– wird deine Reaktion bestimmt keine freudige sein. Ein Grund zur Verzweiflung muss der positive HIV-Test allerdings nicht sein. Denk immer daran: Die heutigen modernen HIV- Therapien sind so gut wirksam und verträglich, dass du auch mit HIV ein gesundes und langes Leben führen kannst.
Nimm dir Zeit, schau nach vorne und kümmere dich um die nun nötigen Schritte – das heißt: Informiere dich, lass dich beraten und starte so bald wie möglich mit einer HIV-Therapie. Wie du dazu am besten vorgehst, erfährst du im Abschnitt „Testergebnis ‚HIV-positiv‘ – was jetzt?“
Referenzen:
- Hecht FM et al. Use of laboratory tests and clinical symptoms for identification of primary HIV infection. AIDS 2002; 16(8): 1119–1129.
- Eisinger RW et al. HIV Viral Load and Transmissibility of HIV Infection: Undetectable Equals Untransmittable. JAMA 2019 Feb 5; 321(5): 451452.
- Leitlinien der European AIDS Clinical Society (EACS), Version 12.0, Stand Oktober 2023. https://www.eacsociety.org/guidelines/eacs-guidelines/eacs-guidelines.html.
NP-DE-HVU-WCNT-220004 - Aug 2024