Mitglied der LGBTQ+ Community steht vor einer Tür und mach sich Gedanken zur HIV Therapie

WELCHE HIV-MEDIKAMENTE GIBT ES UND WIE FUNKTIONIEREN SIE?

Lerne die unterschiedlichen HIV-Medikamente kennen.
Am Anfang der HIV-Therapie prasseln wahrscheinlich viele neue Informationen auf dich ein.
Je mehr Wissen du rund um deine HIV-Therapie sammelst, desto leichter wird es dir fallen, die für dich richtige Entscheidung zu treffen. Es ist daher wichtig, über die verschiedenen HIV-Medikamente und Therapiemöglichkeiten, die es aktuell gibt, 
Bescheid zu wissen.

Welche Wirkstoffklassen gibt es?

Wenn du mit deinem Arzt oder deiner Ärztin sprichst, hilft es dir, die unterschiedlichen Klassen an HIV-Medikamenten zu kennen, um mit ihm/ihr gemeinsam die für dich passende Therapie zu finden.
Dein Ärzt*innenteam wird wahrscheinlich von verschiedenen Wirkstofftypen oder Substanzklassen sprechen. Jede Klasse greift das Virus auf eine unterschiedliche Art und Weise an. Normalerweise reicht es, wenn deine Therapie aus zwei verschiedenen Substanzklassen besteht.
Lass uns zunächst bestimmen, welche Angriffspunkte es für eine erfolgreiche HIV-Therapie gibt:

Angriffspunkte für eine erfolgreiche Therapie

HIV-Medikamente bestehen aus verschiedenen Substanzklassen, welche das HI-Virus auf verschiedene Weise angreifen.
Wähle eine Klasse aus der Liste aus, um mehr darüber zu erfahren.

  • Entry-Inhibitoren

    Diese Medikamente verhindern, dass sich HIV an der Oberfläche von CD4+ T-Zellen anheften kann. Wenn das Virus nicht an die CD4+ T-Zelle bindet, kann es auch nicht in diese Zelle eindringen. Die Zelle wird also nicht mit HIV infiziert.

  • Fusions-Inhibitoren

    Wenn sich HIV an die Oberfläche der CD4+ T-Zelle bindet, dann verschmelzen danach die Virushülle und die äußere Hülle der CD4+ T-Zelle miteinander und ermöglichen, dass das Virus in die Zelle eindringt. Fusions-Inhibitoren sind Medikamente, die dieses Verschmelzen von HIV und der CD4+ T-Zelle verhindern und so die CD4+ T-Zelle vor HIV schützen.

  • Nukleosidische/Nukleotidische Reverse Transkriptase Inhibitoren (NRTIs)

    Damit sich HIV vermehren kann, muss es seine mitgebrachte Erbinformation in die Erbinformation der CD4+ T-Zelle einbauen. Weil die Erbinformation von HIV aus RNA (Ribonukleinsäure) besteht, muss sie in der CD4+ T-Zelle in DNA (Desoxyribonukleinsäure) übersetzt werden. Für diese Übersetzung ist ein Enzym, die Reverse Transkriptase, verantwortlich. Enzyme sind Moleküle, die im Körper chemische Reaktionen schneller ablaufen lassen.

    DNA besteht aus verschiedenen Bausteinen, die sich wie an einer Kette aneinanderreihen. NRTIs sind einigen diesen Bausteinen sehr ähnlich und werden bei der Übersetzung der Virus-RNA durch das Enzym Reverse Transkriptase als falsche Bausteine in die DNA-Kette eingebaut. Diese falschen Bausteine sorgen dann dafür, dass die Übersetzung der Virus-RNA abgebrochen wird und das Enzym Reverse Transkriptase nicht mehr richtig arbeiten kann. NRTIs verhindern so, dass die Virus-Erbinformation komplett übersetzt wird und dadurch kann sich HIV in dieser Zelle nicht mehr vermehren.

  • Nicht-Nukleosidische Reverse Transkriptase Inhibitoren (NNRTIs)

    Damit sich HIV vermehren kann, muss es seine mitgebrachte Erbinformation in die Erbinformation der CD4+ T-Zelle einbauen. Weil die Erbinformation von HIV aus RNA (Ribonukleinsäure) besteht, muss sie in der CD4+ T-Zelle in DNA (Desoxyribonukleinsäure) übersetzt werden. Für diese Übersetzung ist ein Enzym, die Reverse Transkriptase, verantwortlich. NNRTIs sind Medikamente, die über dieses Enzym wirken und so die Übersetzung unterbrechen.

  • Integrase-Inhibitoren (INIs)

    Wenn HIV in eine CD4+ T-Zelle eingedrungen ist und die HIV-Erbinformation in DNA übersetzt wurde, muss die Virus-DNA noch in die Erbinformation der CD4+ T-Zelle eingebaut werden. Nur dann kann sich HIV in dieser Zelle vermehren. Für diesen Einbau sorgt das Enzym Integrase. Dieses Enzym bringt HIV mit in die CD4+ T-Zelle.

    Medikamente der Klasse der Integrase-Inhibitoren binden sich an das von HIV mitgebrachte Enzym Integrase. InIs verhindern also, dass die Virus-DNA in der CD4+ T-Zelle eingebaut wird. Damit kann sich HIV in dieser Zelle nicht vermehren.

  • Protease-Inhibitoren (PIs)

    Protease-Inhibitoren sind Wirkstoffe, die über das HIV-Enzym Protease wirken. Dieses Enzym ist verantwortlich für den Zusammenbau neuer Viren. Die Protease-Inhibitoren blockieren die Funktion der Protease und verhindern somit, dass neue Viren aus einer bereits mit HIV-infizierten CD4+ T-Zelle entlassen werden.

    Heute stehen eine Vielzahl unterschiedlicher HIV-Medikamente zur Behandlung zur Verfügung. Manche dieser Wirkstoffe sind auch bereits als Kombination in einer einzigen Tablette als komplette Therapie erhältlich. Dabei handelt es sich um eine Kombination von mindestens zwei Wirkstoffklassen. Dein Arzt/Deine Ärztin wird mit dir die unterschiedlichen Kombinationen und Wirkstoffe besprechen, so dass ihr gemeinsam für dich die Therapie finden könnt, die am besten zu dir und deinem Leben passt.

Es gibt viele HIV-Behandlungsoptionen, darunter moderne Therapien mit zwei Substanzen und langwirksamen Injektionen. Lass dich von deinem Ärzt*innenteam über alle Möglichkeiten in Bezug auf deine Behandlung aufklären, stelle unbedingt Fragen, wenn du welche hast, und eigne dir dadurch mehr Wissen an. Je mehr Wissen du aufbaust, desto fundiertere Entscheidungen kannst du treffen.

Mehr zum Thema HIV-Therapie

Die HIV-Therapie

WAS BEDEUTET "UNTER DER NACHWEISGRENZE" LIEGEN?

Erfahre mehr über HIV und was „unter der Nachweisgrenze liegen“ bedeutet.

Die HIV-Therapie

DIE LANGFRISTIGE HIV-BEHANDLUNG

Informationen zur langfristigen HIV-Behandlung, regelmäßiger Medikamenteneinnahme und Wechselwirkungen.

Die HIV-Therapie

HIV-WISSENSTEST

Erhalte Antworten auf die häufigsten Fragen zum Thema HIV-Therapie.

Glossar

1. CD4+ T-Zellen: CD4+ T-Zellen sind weiße Blutzellen, die dafür sorgen, dass dein Körper über das Immunsystem Infektionen erfolgreich bekämpfen kann. Ohne Behandlung führt HIV zu einer Abnahme der Anzahl an CD4+ T-Zellen und damit auch zu einem schwächer werdenden Immunsystem.

2. DNA: In der DNA ist die Erbinformation eines Lebewesens enthalten. DNA steht für Desoxyribonukleinsäure und wichtige Informationen zum Wachstum und der Funktion eines Organismus sind hier festgelegt. Auch für die Fortpflanzung spielt die DNA eine große Rolle.

3. Enzyme: Ein Enzym ist ein Werkzeug, mit dem im Körper bestimmte chemische Reaktionen und Prozesse gestartet und/oder gesteuert werden.

4. Integrase: Die Integrase ist ein HIV-eigenes Enzym, dass HIV dabei hilft, seine Virus-DNA in die DNA der CD4+ T-Zellen einzubauen.

5. Zellmembran: Eine Zellmembran umgibt eine Zelle und schützt das Innenleben einer Zelle vor Einflüssen von Außen. Zellmembranen besitzen auch Pforten, über die bestimmte Stoffe in die Zelle hinein und heraus können.

6. Protease: Die Protease ist ein bestimmtes Enzym. Die Protease hilft HIV, Proteine aufzubauen, die für eine Vermehrung von HIV wichtig sind und um sich so weiter im Körper ausbreiten zu können.

7. Reverse Transkriptase: Die Reverse Transkriptase ist ein Enzym, das HIV dazu benutzt, die eigene Erbinformation von RNA in DNA zu übersetzen.

8. RNA: RNA ist eine lange Kette aus Molekülen, die einer DNA sehr ähnlich ist und auch zur Speicherung von Erbinformation genutzt wird. HIV speichert seine Erbinformation in RNA.

NP-AT-HVX-WCNT-240001, 10-2024